Herzbericht: Sterberate Herzkranker sinkt weiter

KÖLN (eb). Die Lebenserwartung steigt stetig. Das ist zum großen Teil auf die sinkende Sterberate bei Herzkranken zurückzuführen, schließen Kardiologen aus dem aktuellen "Herzbericht 2006". Unter anderem senke eine gute Notfall-Versorgung mit sehr rascher Intervention im Katheterlabor die Sterberate bei Herzinfarkt deutlich. Ein weiterer Trend: Bei betagten Patienten werden Bypass-Operationen immer mehr durch Katheter-Interventionen ersetzt.

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Für den "Herzbericht" werden jährlich die Morbidität und Mortalität analysiert sowie die Angebote und Leistungen der Herzmedizin in Zusammenhang mit ischämischen Krankheiten, Klappenerkrankungen, Rhythmusstörungen, Herzschwäche und angeborenen Herzfehlern.

Lebenserwartung in 20 Jahren um fast sechs Jahre gestiegen

Ein wichtiges Ergebnis der Analyse sei, dass bei den stationären Krankenhausfällen und der Sterberate Herzkranker wie in den Vorjahren weitere Rückgänge zu verzeichnen gewesen seien, so Dr. Ernst Bruckenberger aus Hannover, der den "Herzbericht 2006" jetzt beim Kardiologen-Kongress in Köln vorgestellt hat.

"Die Lebenserwartung in der Bundesrepublik ist im Zeitraum von 1980 bis 2002 um 5,8 Jahre gestiegen", sagte Professor Rainer Dietz von der Charité in Berlin aus Anlass der Präsentation des Berichts. "Den wichtigsten Beitrag dazu leistete die sinkende Sterblichkeit bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen." Mit 2,62 Jahren sei sie für mehr als die Hälfte der gewonnenen Lebensjahre die Ursache.

Dieser Trend ist allerdings nach neuen Studien nicht einer besseren Prävention zuzuschreiben, wie Dietz betonte. Deutliche Verbesserungen gebe es aber durch die moderne Herzinsuffizienz-Therapie mit einer Zunahme der Lebenserwartung. Dies gelte auch für die Infarkt-Therapie durch Wiedereröffnung des Infarktgefäßes im Katheter-Labor. Hier sei die durchschnittliche Mortalität von über 20 Prozent vor 20 Jahren auf unter zehn Prozent gesunken, so Dietz.

Mehr Katheter-Messplätze für Erwachsene

2006 standen in Deutschland insgesamt 653 Linksherzkatheter-Messplätze für Erwachsene zur Verfügung, das sind um 8,3 Prozent mehr als im Jahr zuvor, teilt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie mit. Im Berichtszeitraum stieg auch die Zahl der Linksherzkatheter-Untersuchungen um 4,5 Prozent auf 806 533 Untersuchungen und die Zahl der Ballondilatationen (PCI) um 7,4 Prozent auf 291 050 PCI. Auch bei der Implantation von Stents gibt es eine steigende Tendenz: 2006 wurden mit 249 486 Stents 8,2 Prozent Stents mehr eingesetzt als 2005, der Anteil der Arzneimittel-beschichteten Stents hat sich im Vergleich zum Jahr davor von 28 auf 33 Prozent erhöht.

"Bei der Betrachtung der therapeutischen Leistungszahlen begründen die vorliegenden Zahlen nicht die Annahme einer Überversorgung", so Dietz. "Besonders in der Notfall-Versorgung bei akutem Koronarsyndrom konnte in den vergangenen Jahren international belegt werden, dass eine möglichst rasche Indikationsstellung zur Linksherzkatheter-Untersuchung mit der dazu gehörigen therapeutischen Intervention zu einer weiteren Reduktion der Sterblichkeit der Patienten führt."

Auf diesen Aspekt hin müsse man auch die Versorgungsstrukturen prüfen, fordert Dietz. Bei der Betrachtung der großen Unterschiede bei den Infarkt-Sterberaten wäre es von großem Interesse, die Beziehung zwischen der Zahl von Linksherzkatheter-Messplätzen mit einem 24-Stunden-PTCA-Dienst und der Infarkt-Sterberate zu untersuchen.

Die Zahl der PCI pro eine Million Einwohner überstieg 2006 in allen Altersgruppen deutlich den Vergleichswert der Bypass-Operationen. Bruckenberger: "Bei hochbetagten Patienten wird diese Therapie eindeutig bevorzugt. So wurden bei den über 80-Jährigen 9,2 Mal so viele PCI pro eine Million Einwohner durchgeführt wie Bypass-Eingriffe. Von 2003 bis 2006 ist die Zahl der PCIs pro eine Million Einwohner bei den über 80-Jährigen um 66,4 Prozent gestiegen, jene der Bypass-Eingriffe nur um 3,2 Prozent".

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