Task Force für Erwachsene mit Herzfehlern

WIESBADEN (ner). Es gibt immer mehr Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern, die im Moment nicht adäquat versorgt werden können. Eine interdisziplinäre Task Force erarbeitet Empfehlungen für passende Versorgungsstrukturen und will außerdem eine neue Zusatzbezeichnung für Kardiologen etablieren.

Veröffentlicht:
Kollegen begutachten CT-Bilder eines Patienten, der eine Herzuntersuchung bekommen hat.

Kollegen begutachten CT-Bilder eines Patienten, der eine Herzuntersuchung bekommen hat.

© Foto: ddp

Erreichten früher gerade einmal 10 Prozent der Kinder mit schweren angeborenen Herzfehlern das Erwachsenenalter, sind es heute 85 bis 90 Prozent. Von etwa 230 000 betroffenen Patienten in Deutschland haben bereits 140 000 das Erwachsenenalter erreicht. Diese Patienten seien jedoch keinesfalls geheilt, betonte Professor Günter Breithardt von der Universitätsklinik Münster beim Internisten-Kongress. Denn sie haben ein hohes Herzinsuffizienz-Risiko. 26 Prozent sterben nach notwendig gewordenen Folgeoperationen, 22 Prozent am plötzlichen Herztod.

Jedoch gehen viele kaum noch oder zu spät zum Arzt, wenn die kinderkardiologische Betreuung beendet ist. Erwachsenen-Kardiologen seien mit der Problematik nicht ausreichend vertraut, die Patienten fielen in ein Versorgungsloch, so der Kardiologe. Zudem gibt es kaum wissenschaftliche Studien darüber, wie Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern optimal medizinisch zu versorgen sind. Hinzu kommen Probleme bei der Berufswahl, Fragen zur Fahrtüchtigkeit oder Schwangerschaft. Viele Versicherungen seien nicht bereit, Verträge mit diesen Personen abzuschließen und es fehlt an psychosozialer Betreuung.

Eine Task Force unter Leitung von Breithardt hat sich dieser Fragen angenommen. Sie besteht aus Kardiologen, Kinderkardiologen, Herzchirurgen, Klinikern und niedergelassenen Spezialisten. Sie erarbeitet auch Empfehlungen für Versorgungsstrukturen und analysiert, was Hausärzte und niedergelassene Internisten leisten können, was Spezialisten.

Eine Leitlinie ist gemeinsam mit österreichischen und Schweizer Kollegen fertig gestellt worden. Kardiologen sollen künftig die Zusatzbezeichnung "Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern" erlangen können. Im Kompetenznetz Angeborene Herzfehler sollen wissenschaftliche Studien zu der Thematik initiiert werden.

Weitere Informationen unter: http://leitlinien.dgk.org, www.kompetenznetz-ahf.de

Mehr zum Thema

Influenza

Impfung gegen Influenza mit deutlichem Zusatznutzen

Risikoeinschätzung

Bessere Prognose mit Cystatin-basiertem eGFR

I-STAND-Intervention

Weniger Sitzen senkt Blutdruck bei Älteren

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System