Mittelmeerkost - aber richtig!

Gyrospfanne und Tiefkühlpizza - bei einer solchen Mittelmeer-Diät werden weder die Pfunde noch die Cholesterinwerte purzeln. Fisch statt rotes Fleisch, viel Obst und Gemüse - damit klappt's schon besser.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Hier kommt noch die klassische Mittelmeerkost auf den Tisch.

Hier kommt noch die klassische Mittelmeerkost auf den Tisch.

© Foto: dpa

Was in den meisten Mittelmeerländern heutzutage auf den Tisch kommt, hat nur noch wenig mit der Ernährung der Fischer auf Kreta zu tun, die Pate standen für ein Ernährungskonzept, das heute weltweit für eine gesunde und ausgewogene Diät steht. Ein Grund, weshalb sich selbst die Mittelmeerbewohner kaum noch an die klassische mediterrane Diät halten, ist offenbar der globale Siegeszug eines Lebensstils mit wenig Bewegung, wenig Zeit fürs Kochen und Essen sowie einer Fixierung auf schnelle, kalorienreiche Nahrung. "Zu fett, zu salzig, zu süß", fasst der Ernährungsexperte Josef Schmidhuber die heutige mediterrane Ernährungsweise in einer Analyse der Welternährungsorganisation FAO zusammen.

Darin erwiesen sich ausgerechnet die scheinbar so gesund lebenden Griechen als die dicksten Europäer: Drei Viertel sind heute übergewichtig, gefolgt von den Deutschen und Finnen (je 64 Prozent). Am wenigsten Übergewichtige gibt es dagegen in Frankreich (44 Prozent). Insgesamt, so Schmidhuber, nimmt ein Europäer heute im Schnitt 20 Prozent mehr Kilokalorien zu sich als noch vor 40 Jahren. In Spanien, Portugal, Italien und Griechenland sind es sogar 30 Prozent mehr, und diese Länder sind in Europa inzwischen auch Spitzenreiter beim Fettkonsum.

In den 50er Jahren war das noch anders, als Epidemiologen in der Seven Countries Study die Beobachtung machten, dass speziell die Bewohner Kretas mit einer sehr niedrigen KHK-Prävalenz und einer hohen Lebenserwartung glänzten. Zurückgeführt wurde dies vor allem auf die traditionelle Kost mit viel Gemüse, Obst, Fisch, Olivenöl und wenig rotem Fleisch, wenig Milchprodukten sowie mäßigem Rotweinkonsum.

Niedrige Werte für Entzündungsmarker

Eine solche mediterrane Diät ist reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Polyphenolen und Antioxidanzien und wirkt offenbar auch entzündungshemmend. In Studien wurden bei Menschen mit klassischer mediterraner Diät niedrigere Werte von Entzündungsmarkern wie C-reaktives Protein, Interleukin-6 und TNF-Alpha beobachtet - damit wird oft das niedrigere Herzinfarktrisiko begründet. Doch auch Rheumakranke haben offenbar weniger Symptome, wenn sie auf eine solche Diät umgestellt werden (Ann Rheum Dis 62, 2003, 208), und nach Daten der europaweiten EPIC-Studie mit über 74 000 Teilnehmern leben Menschen länger, wenn sie einer der Mittelmeerdiät vergleichbare Ernährung bevorzugen: Die Sterberate war bei solchen Studienteilnehmern innerhalb von sieben Jahren um 40 Prozent erniedrigt (BMJ 330, 2005, 1329).

Auch das Gehirn scheint von der Diät zu profitieren: In einer Studie mit alten New Yorkern war das Demenzrisiko mit Mittelmeerkost um 40 Prozent geringer (Ann Neurol 59, 2006, 912).

Mehr zum Thema

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken