GARY

Erste Daten aus einzigartigem Register

Als bislang einziges Land der Welt gibt es in Deutschland ein Register, das klären soll, welches Verfahren für welche Patienten mit Aortenstenose das beste ist. Jetzt sind erste Daten aus diesem einzigartigen Register beim ESC-Kongress in München vorgestellt worden.

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Klappe nach TAVI: Patienten im GARY-Register waren älter.

Klappe nach TAVI: Patienten im GARY-Register waren älter.

© Medtronic

MÜNCHEN (ob). Die Einführung der kathetergestützten Aortenklappenimplantation (TAVI) hat neue Wege für die Behandlung von Hochrisiko-Patienten mit Aortenstenose eröffnet.

Deutschland ist das Land, in dem diese innovative interventionelle Therapie die weltweit höchsten Zuwachsraten verzeichnet.

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK) und die Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie e.V. (DGTHG) haben sich schon früh darauf verständigt, dass einen solche Therapie einer "wissenschaftlichen Innovationsbegleitung" bedarf, um die damit erzielten Behandlungsergebnisse im Vergleich zum derzeitigen Goldstandard, dem chirurgischen Aortenklappenersatz, zum Nutzen der Patienten bewerten zu können.

Aus diesem Grund ist im Juli 2010 das Deutsche Aortenklappenregister gestartet worden, das in der gemeinsamen Verantwortung beider Fachgesellschaften liegt.

Bundesweit werden für Eingriffe, bei denen defekte Aortenklappen ersetzt werden, standardisiert Daten zum Behandlungsverlauf von den beteiligten Krankenhäusern erhoben und an das Register übermittelt.

Ziel ist, ein möglichst komplettes Bild aller Aortenklappen-Eingriffe - seien sie interventionell oder chirurgisch - zu erstellen.

Die Teilnahme ist freiwillig. Aktuell nehmen bereits 88 von 99 möglichen Zentren in Deutschland am Register teil. Im Juli 2012 waren 26.000 Patienten aufgenommen worden.

Geplant ist, dass es am Ende rund 80.000 Patienten sein sollen. Sie alle sollen über einen Zeitraum von fünf Jahren nachbeobachtet werden.

Ungünstigeres Risikoprofil in der TAVI-Gruppe

Erste Daten aus dem Register, das international unter dem Namen GARY (German Aortiv valve RegistrY) bekannt ist, hat Professor Hamm in einer "Hotline"-Sitzung beim ESC-Kongress in München vorgestellt.

Die Daten stammen aus 53 herzchirurgischen und 69 kardiologischen Abteilungen, an denen insgesamt 13.860 Patienten mit Aortenstenose behandelt worden sind.

Bei knapp 10.000 ist ein chirurgischer Aortenklappenersatz (mit oder ohne koronare Bypass-Op), bei rund 3870 eine TAVI-Behandlung (transvaskulär oder transapikal) durchgeführt worden.

Die Altersstruktur in den Gruppen unterschied sich deutlich. So waren von den Patienten mit kathetergestützter TAVI-Behandlung 84 Prozent (transapikale Implantation) und 86,3 Prozent (transfemorale Implantation) älter als 75 Jahre.

In dieser Gruppe war erwartungsgemäß das Mortalitätsrisiko im Falle einer Operation sehr hoch.

In der Gruppe der operierten Patienten war der Altersdurchschnitt deutlich niedriger. So lag der Anteil der über 75-Jährigen in der Gruppe mit konventionellem chirurgischem Aortenklappenersatz bei nur 33,3 Prozent.

Analysiert wurden auch die Sterberaten in der Zeit des stationären Aufenthalts der Patienten. In der Gruppe mit chirurgischem Klappenersatz starben in dieser Phase 2,1 Prozent (ohne Bypass-Op) und 4,5 Prozent (mit Bypass-Op) aller Patienten.

In der Gruppe der Patienten mit TAVI-Behandlung war die Mortalität mit 5,1 Prozent (transfemoral) und 7,7 Prozent (transapikal) höher - was mit dem ungünstigeren Risikoprofil dieser Patienten zu erklären ist.

Der zunächst genutzte Euro-Score erwies sich als nicht brauchbar, um das Sterberisiko abzuschätzen. Zu groß war, so Hamm, die Diskrepanz zwischen erwarteter und beobachteter Mortalität in der stationären Behandlungsphase.

Aus diesem Grund sei ein eigener Score - der ALK-Score - entwickelt worden. Damit habe sich das Sterberisiko genauer vorhersagen lassen.

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