Aortenaneurysma

Therapie macht Fortschritte

Für Patienten mit speziellen Aneurysmen gibt es jetzt auch Prothesen mit "Fenster".

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HAMBURG (eb). Die Behandlung bei Bauchaorten-Aneurysma (BAA) hat zuletzt enorme Fortschritte gemacht, teilt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) zu ihrer Herbsttagung in Hamburg mit.

"Die moderne Medizintechnik ist heute dazu in der Lage, Stents zu produzieren, die eine Behandlung von Aneurysmen erlauben, ohne die Durchblutung von Nieren- und Darmarterien zu beeinträchtigen. Dazu werden Prothesen mit ,Fenster‘ verwendet. Diese Fenster sind notwendig, um die Durchblutung von Nieren und anderen Bauchorganen zu gewährleisten, die aus der behandelten Bauchschlagader gespeist wird", wird Professor Giovanni Torsello vom St. Franziskus-Hospital in Münster in der Mitteilung der DGK zitiert.

Einige Vorteile dieser neuen Therapiemethode, so Torsello: niedrigere Sterblichkeit, geringerer Blutverlust, kürzere Verweildauer des Patienten im Krankenhaus, verträglichere Narkose, Intensivbehandlung ist meist nicht notwendig, nach wenigen Stunden essen und trinken erlaubt, fast keine Schmerzen, kurze Erholungsphase, keine Reha notwendig, Risikopatienten werden aus der Behandlung nicht ausgeschlossen.

"Gefährlich wird das BAA dadurch, dass die aufgeweitete Hauptschlagader ab einem gewissen Durchmesser zu platzen droht und der Betroffene dann innerlich verbluten kann", erklärt Torsello.

"Dazu kommt, dass man ein BAA selten spürt, allenfalls ein unspezifischer Bauch- oder Rückenschmerz kann auftreten." Alter und Bluthochdruck spielen bei der Entstehung des BAA eine wichtige Rolle. In Deutschland sind geschätzte 219.000 Patienten Aneurysmaträger, 90.000 haben ein großes Aneurysma (über 5 cm im Querdurchmesser), ohne davon zu wissen, so die DGK.

"Das in Deutschland etwas mehr als 10.000 Aneurysmen pro Jahr behandelt werden, bedeutet in Relation zu den obigen Zahlen eine erhebliche Versorgungslücke, die dazu führt, dass immer wieder Patienten an einen Blutungsschock infolge einer geplatzten Bauchschlagader sterben", wird Torsello von der DGK zitiert.

Nicht jedes BAA muss operiert werden. Kleinere BAA werden zunächst in regelmäßigen Abständen überwacht. Das Rupturrisiko steigt jedoch mit der Größe des Aneurysma. Betroffene merken in der Regel gar nicht, dass sie ein Aneurysma tragen.

Typische Beschwerden sind Bauch- oder Rückenschmerzen, die jedoch oft anders gedeutet werden. Das BAA werde häufig zufällig bei Ultraschall-Untersuchungen anderer Indikationen entdeckt, erinnert die DGK.

Bis Anfang der 1990er Jahre wurden BAA im Rahmen von großen und langwierigen Operationen am offenen Bauch operativ versorgt. "Diese Therapieform stellt eine große psychische und physische Belastung für den Patienten dar. Dabei wird die Aussackung der Hauptschlagader entfernt und mit einer Kunststoffprothese überbrückt", so Torsello.

"Inzwischen gibt es eine weitere, deutlich weniger invasive Behandlungsmöglichkeit: Über einen Katheter kann ein Stent so platziert werden, dass das BAA ausgeschaltet ist. In diesem Fall ist kein Bauchschnitt notwendig. Unter Röntgenkontrolle wird die Gefäßprothese über den Katheter bis zur erkrankten Stelle geführt und exakt auf Höhe des BAAs platziert. Der Stent besteht aus einem Skelett aus Metall und aus einer Ummantelung aus synthetischem Material (Dacron oder PTFE)."

Obwohl sie mit vielen Vorteilen, zum Beispiel deutlich geringerem Blutverlust oder einer verträglicheren Narkose verbunden ist, sei diese minimalinvasive Methode nicht für alle Patienten geeignet, schränkt die DGK ein.

Wichtige Voraussetzung sei das Vorhandensein einer "Landungszone": eines Abschnittes der Gefäßwand, der noch gesund ist, damit man an dieser Stelle die Stentprothese verankern kann.

Üblicherweise sei dafür ein Abschnitt der Bauchschlagader vorgesehen, der unterhalb der Abgänge von wichtigen Adern zu den Nieren- oder Darmarterien liegt, so die DGK. Manche BAA erstreckten sich aber über diesen Abschnitt, sodass die Landungszone fehlt und eine konventionelle Behandlung deutlich erschwert wird.

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