Aortenstenose und hohes Risiko

TAVI so gut wie Op

Patienten mit Aortenstenose und hohem Risiko lassen sich mit der schonenderen TAVI-Methode ebenso erfolgreich behandeln wie mit einer konventionellen Klappenersatz-Operation. Jetzt gibt es neue Daten aus dem deutschen Aortenklappenregister.

Peter OverbeckVon Peter Overbeck Veröffentlicht:
Schwere Aortenklappenstenose. Ihre Behandlung ist heute nicht mehr ausschließlich eine Angelegenheit von Herzchirurgen.

Schwere Aortenklappenstenose. Ihre Behandlung ist heute nicht mehr ausschließlich eine Angelegenheit von Herzchirurgen.

© Prof. M. Weyand, Uniklinikum Erlangen

MANNHEIM. Das TAVI-Verfahren ist mittlerweile eine anerkannte Therapie bei Patienten, die dringend eine neue Aortenklappe benötigen, im Falle einer Operation aber aufgrund ihres Alters oder wegen Multimorbidität ein hohes Risiko eingehen würden.

Um die Implementierung dieser neuen Therapie in die Praxis wissenschaftlich zu begleiten, ist 2010 in Deutschland das deutsche Aortenklappenregister - auch GARY (German Aortic Valve Registry) genannt - gestartet worden.

Mittlerweile liegen erste Ergebnisse vor. Aktuelle Daten von 13.860 Patienten, die alle im Jahr 2011 in das Register aufgenommen worden waren, hat Professor Christian Hamm bei der Jahrestagung 2013 der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim vorgestellt.

Bei ihnen war entweder ein chirurgischer Herzklappenersatz, allein (n = 6523) oder in Kombination mit einer Bypass-Operation (n = 3462), oder alternativ eine transvaskuläre oder transapikale TAVI-Behandlung (n = 2694 respektive 1181) vorgenommen worden.

Rund 35 Prozent aller Klappenimplantationen erfolgten demnach bereits interventionell. Die Befürchtung, dass deutsche Herzchirurgen deshalb tendenziell zur Untätigkeit verdammt sind, seien allerdings grundlos, betonte Hamm.

Denn die Zahl der konventionellen Operationen bewegte sich in den letzten Jahren auf relativ stabilem Niveau - was dafür spricht, dass die TAVI-Behandlung primär als Zusatzoption bei Patienten genutzt wird, für die es bislang keine akzeptable Möglichkeit eines Aortenklappen-Ersatzes gab.

Op für Niedrigrisiko-Patienten womöglich besser

Als Indikationskriterien für den interventionellen Herzklappen-Ersatz wurden primär ein Alter über 75 Jahre und ein hohes Risiko (EuroSCORE über 20) herangezogen. Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass man mit der Wahl dieser "Cut-off"-Punkte gut gelegen habe, betonte Hamm.

Wie zu erwarten, war der Anteil der über 75-jährigen Patienten in beiden TAVI-Gruppen mit weit über 80 Prozent erheblich höher als in den Gruppen mit Klappenoperation (33,3 bis 44,9 Prozent).

Die Unterschiede zwischen den Patientenpopulationen spiegeln sich auch in den unterschiedlichen Raten für die 1-Jahres-Mortalität wider. Mit 6,7 Prozent war die Sterberate nach einem Jahr in der Gruppe mit alleiniger Klappenersatz-Operation am niedrigsten.

Bei gleichzeitiger Bypass-Op betrug sie 11 Prozent. Erwartungsgemäß waren die Mortalitätsraten bei den wesentlich älteren und häufig multimorbiden TAVI-Patienten mit 20,7 Prozent (transfemorale TAVI) und 28,0 Prozent (transapikale TAVI) deutlich höher.

Patienten mit niedrigem Risikoscore profitierten stärker von der konventionellen Klappenoperation. Dagegen unterschieden sich die Ergebnisse der TAVI-Behandlung bei Hochrisiko-Patienten nicht signifikant von denen der Operation, betonte Hamm.

Unabhängig von der Art des Eingriffs gaben rund 60 Prozent aller Patienten an, dass sich ihr gesundheitlicher Status nach der Behandlung gebessert habe.

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