Akutpatienten

Hypokaliämie - ein schlechter Bote

Jeder sechste Patient, der akut stationär aufgenommen wird, leidet an einer Hypokaliämie. Der Elektrolytmangel ist ein Indikator für ein erhöhtes Sterberisiko, wie jetzt eine dänische Studie ergeben hat.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Patient in der Klinik: Kaliummangel war in einer dänischen Studie ein Indikator für ein erhöhtes Sterberisiko. Ob Betroffenen eine Supplementierung des Elektrolyts hilft, ist bisher nicht geklärt.

Patient in der Klinik: Kaliummangel war in einer dänischen Studie ein Indikator für ein erhöhtes Sterberisiko. Ob Betroffenen eine Supplementierung des Elektrolyts hilft, ist bisher nicht geklärt.

© contrastwerkstatt / fotolia.com

ODENSE. Hypokaliämien gehören zu den häufigsten Elektrolytstörungen bei stationär behandelten Patienten. Vor allem für Patienten mit kardiovaskulärer Erkrankung und/oder Niereninsuffizienz kann der Mangel lebensbedrohlich sein.

Aber auch in einer gemischten Population von Krankenhauspatienten ist das Kaliumdefizit ein prognostisch schlechtes Zeichen, wie Ärzte von der Universität in Odense in Dänemark jetzt herausgefunden haben. Notfallmäßig aufgenommene Patienten mit Plasmaspiegeln unter 2,9 mmol/l haben demnach eine doppelt so hohe 7-Tages-Mortalität wie normokaliämische Patienten.

Die Ärzte um Helene K. Jensen sind dem Zusammenhang bei 11.988 Akutaufnahmen in ihrer Klinik nachgegangen (Am J Med 2014; online 5. August). Eine Hypokaliämie, definiert als eine Kaliumkonzentration unter 3,4 mmol/l im Plasma (!), wurde bei 16,8 Prozent der Patienten festgestellt. Bei 3,3 Prozent lag der Plasmaspiegel sogar unter 2,9 mmol/l.

Unabhängige Risikofaktoren für das Vorliegen eines Kaliummangels waren fortgeschrittenes Alter, weibliches Geschlecht, Alkoholabusus in der Anamnese, Leber- und maligne Erkrankungen sowie die Einnahme von Diuretika.

Die 7-Tages-Mortalität betrug 3,1 Prozent bei den hypo- und 2,1 Prozent bei den normokaliämischen Patienten. Nach Abgleich bekannter Einflussfaktoren waren aber nur Kaliumwerte unter 2,9 mmol/l mit einer signifikant erhöhten Sterberate assoziiert, und zwar um den Faktor 2,17.

Kausalität bisher nicht geklärt

Auch in den Tagen 8 bis 30 starben mehr Patienten mit zu niedrigen als mit normalen Kaliumspiegeln (4,3 vs. 2,6 Prozent). In diesem Fall waren alle Schweregrade der Hypokaliämie mit einer Mortalitätszunahme verknüpft. Bei Werten von 2,9 bis 3,3 mmol/l war die Sterberate um 48 Prozent, bei Werten unter 2,9 mmol/l um 90 Prozent gesteigert.

Erwartungsgemäß ging das Mortalitätsrisiko mit zunehmendem Alter und steigender Komorbidität weiter nach oben. Dagegen war es für die Prognose unerheblich, ob die Patienten Betablocker und/oder Diuretika erhielten oder nicht.

Besonders ausgeprägt war die Assoziation zwischen Hypokaliämie und erhöhter Sterblichkeit bei unter 80-Jährigen, bei Frauen und bei Patienten mit vielen Begleiterkrankungen.

Die entscheidende Frage, ob die Korrelation kausal bedingt ist oder der Kaliumspiegel nur den Schweregrad der zugrunde liegenden Krankheit(en) oder allgemein die Gebrechlichkeit widerspiegelt, lässt sich mit dieser Studie naturgemäß nicht beantworten.

Den Autoren zufolge ist es "biologisch plausibel", dass die Hypokaliämie direkt zum Anstieg der Sterblichkeit beiträgt, zum Beispiel über eine Zunahme von ReentryArrhythmien.

Es gibt aber auch eine Theorie, der zufolge es sich bei der Hypokaliämie lediglich um ein Epiphänomen einer erhöhten Sympathikusaktivität handelt. Unabhängig davon sei die Hypokaliämie aber "ein interessanter Prognosemarker für die Mortalität von akut stationär eingewiesenen Patienten", schreiben Jensen und ihre Kollegen.

Ob allerdings die erhöhte Mortalität der Patienten bei einem Kaliumdefizit mit einer Supplementierung von Kalium "behandelt" werden könne, müsse in weiteren Studien geprüft werden.

Mehr zum Thema

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie

Möglicher Risikofaktor

Bei akuter Entzündung mehr Stentthrombosen nach PCI

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Lesetipps
Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Klinisch ist die Herausforderung bei der IgA-Nephropathie ihr variabler Verlauf. In den meisten Fällen macht sie keine großen Probleme. Bei einem Teil der Patienten verläuft sie chronisch aktiv, und einige wenige erleiden katastrophale Verläufe, die anderen, schweren Glomerulonephritiden nicht nachstehen.

© reineg / stock.adobe.com

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null