Prävention auf Finnisch

Saunieren verlängert das Leben

Um ins Schwitzen zu kommen, muss man nicht unbedingt Sport treiben, man kann sich auch in eine Sauna setzen. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen lässt sich einer Studie zufolge so deutlich reduzieren.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Männer, die regelmäßig saunierten, hatten in einer Studie mit einer Beobachtungszeit von knapp 19 Jahren ein verringertes Risiko für den plötzlichen Herztod, für den KHK-Tod und für die Mortalität.

Männer, die regelmäßig saunierten, hatten in einer Studie mit einer Beobachtungszeit von knapp 19 Jahren ein verringertes Risiko für den plötzlichen Herztod, für den KHK-Tod und für die Mortalität.

© Klaus Rose

KUOPIO. Die meisten Finnen suchen mindestens einmal in der Woche eine Sauna auf. Mit den Schwitzbädern tun sie nicht nur etwas für ihr Wohlbefinden, sie schützen sich auch vor dem Tod aus kardiovaskulärer Ursache.

In einer prospektiven Studie war das Risiko für plötzlichen Herztod, Tod durch KHK oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Tod jedweder Ursache umso niedriger, je häufiger die Sauna frequentiert wurde (JAMA Intern Med, online 23. Februar).

Studienteilnehmer waren 2315 zufällig ausgewählte Männer im Alter zwischen 42 und 60 Jahren.

Je mehr Sauna, desto besser

Während der Beobachtungszeit von knapp 19 Jahren gab es unter ihnen 190 Fälle von plötzlichem Herztod (sudden cardiac death, SCD): Bei Männern, die nur einmal pro Woche saunierten, lag die SCD-Quote bei 10,1 Prozent, bei Männern mit 2-3 bzw. 4-7 Saunabesuchen waren es dagegen nur 7,8 bzw. 5,0 Prozent.

Die entsprechenden Raten für den KHK-Tod betrugen 14,9, 11,5 und 8,5 Prozent, für den kardiovaskulären Tod 22,3, 16,4 und 12,0 Prozent und für die Mortalität insgesamt 49,1, 37,8 und 30,8 Prozent.

Berücksichtigte man das Vorliegen von kardiovaskulären Risikofaktoren, hatten Männer mit 2-3 bzw. 4-7 wöchentlichen Schwitzbädern ein um 22 bzw. um 63 Prozent niedrigeres SCD-Risiko als Männer mit nur einem Saunabesuch.

Der Schutzeffekt war zudem abhängig von der Zeit, die die Männer in der Sauna verbrachten: Bei Saunagängen von über 19 Minuten war das SCD-Risiko um 52 Prozent niedriger als bei Saunagängen unter 11 Minuten.

Vergleichbare Korrelationen mit Zahl und Dauer der Saunabesuche fanden sich auch für kardialen und kardiovaskulären Tod. Dagegen ging die Gesamtsterberate nur mit der Zahl der Saunaaufenthalte zurück, die Dauer der Sitzungen war unerheblich.

Die präventive Wirkung des Saunierens zeigte sich unabhängig von individuellen Risikofaktoren. Bei Nichtrauchern, Typ-2-Diabetikern und Männer mit anfangs geringer kardiorespiratorischer Fitness war der Zusammenhang allerdings besonders deutlich.

Verbesserte Hämodynamik

Die beobachteten Langzeiteffekte lassen sich wahrscheinlich auf die verbesserte Hämodynamik zurückführen: Während der Schwitzbäder steigen - wie bei sportlicher Betätigung - Herzfrequenz und kardiale Auswurfleistung.

Dadurch nehmen Belastungstoleranz und Auswurffraktion zu, es kommt seltener zu Arrhythmien, und insbesondere bei Hypertoniepatienten sinkt auch der Blutdruck.

Die finnische Sauna ist eher trocken und sehr warm, mit mittleren Temperaturen von 80 °C, und damit nach Einschätzung der Studienautoren um Tanjaniina Laukkanen von der Universität in Kuopio selbst für Menschen mit stabiler Angina pectoris oder ausgestandenem Herzinfarkt ein sicheres Vergnügen.

Zur Vorsicht raten sie nur Menschen mit orthostatischer Hypotonie, weil es nach dem Schwitzbad zu einem Blutdruckabfall kommen kann.

Laukkanen und Kollegen weisen darauf hin, dass der Nutzen von Saunabädern für Frauen und für Menschen, die nicht daran gewöhnt sind, noch bestätigt werden müsse.

Die Ergebnisse seien auch nicht einfach auf Dampfbäder oder andere Formen von Schwitzkammern übertragbar.

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