Ausdauersport

Rechte Herzkammer bleibt unbeschadet

Auch durch langjährigen intensiven Ausdauersport werden Struktur und Funktion des rechten Ventrikels nicht dauerhaft geschädigt, berichten Sportmediziner aus Saarbrücken. Sie haben Marathonläufer und Triathleten in einer MRT-gestützten Studie untersucht.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Radfahren - eine Disziplin beim Triathlon.

Radfahren - eine Disziplin beim Triathlon.

© Thomas Frey / imago

SAARBRÜCKEN. Betreiben Sportler über Jahrzehnte intensiven Ausdauersport, schädigt das wohl nicht den rechten Herzventrikel.

Manche Forscher haben bisher eine solche mögliche Schädigung vermutet. Deutsche Kardiologen und Sportmediziner geben jetzt aufgrund eigener Studienergebnisse aber Entwarnung.

Seit langer Zeit ist bei Kardiologen Konsens, dass bei Sportlern ein vergrößertes Herz Folge einer physiologischen Anpassung an das intensive Training ist.

Vor mehr als einem Jahrzehnt kam jedoch nach einer Studie die Vermutung auf, dass es bei Ausdauersportlern, die über Jahre intensiv trainieren, zu irreversibler Schädigung von Struktur und Funktion des rechten Ventrikels kommt.

Danach wurde für diese pathologischen Veränderungen der Begriff arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie geprägt (arrhythmogenic RV cardiomyopathy, ARVC).

Wissenschaftler am Saarbrücker Institut für Sport- und Präventivmedizin untersuchen seit mehreren Jahrzehnten Spitzensportler, etwa Triathleten, Schwimmer und Profi-Fußballer.

In einer kleinen MRT-gestützten Untersuchung haben sie nun geprüft, ob Ausdauersport tatsächlich zu einer krankhaften Vergrößerung der rechten Herzkammer führt.

29 Jahre intensiver Sport

An der Studie der Arbeitsgruppe um Professor Jürgen Scharhag und Dr. Philipp Bohm nahmen 33 männliche Masterathleten (Sportler ab dem 30. Lebensjahr) teil. Zur Kontrolle diente eine gleich große Gruppe gesunder Freizeitsportler (Circulation 2016; 133: 1927).

Unter den Teilnehmern war ein ehemaliger Triathlon-Weltmeister, ehemalige zweit- und drittplatzierte Teilnehmer des Ironman in Hawaii und ein ehemaliger Sieger des München-Marathon.

Die Probanden der Sportlergruppe waren im Schnitt 47 Jahre alt und trainierten im Mittel seit 29 ±9 Jahren, und zwar seit mehr als zehn Jahren regelmäßig pro Woche mehr als zehn Stunden. Die Männer der Kontrollgruppe trainierten dagegen höchstens drei Stunden pro Woche.

In der Studie wurden alle Teilnehmer mithilfe von Ergospirometrie, Echokardiografie inklusive Gewebe-Doppler-Bildgebung, Speckle-Tracking und kardiovaskulärer Magnetresonanztomografie untersucht, und zwar 48 Stunden nach Ende der letzten Trainingseinheit. Beim Speckle-Tracking lassen sich Verformung und Verformungsrate des Herzmuskelgewebes bestimmen.

Keine auffälligen Befunde

Im Vergleich zur Kontrollgruppe waren unter anderem die Muskelmasse und das enddiastolische Volumen des linken und rechten Herzventrikels - jeweils in Relation zur Körperoberfläche - signifikant erhöht. Mit 52 ± 8 Prozent versus 54 ± 6 Prozent war dagegen die Auswurffraktion des rechten Ventrikels nicht unterschiedlich.

Schließlich konnten die Wissenschaftler keine Korrelation zwischen den Volumina des linken und rechten Ventrikels und der Auswurffraktion mit dem Biomarker N-terminales pro-BNP (pro-brain natriuretic peptide) als Hinweis für eine Ventrikelüberlastung erkennen.

Die Werte für hochsensitives Troponin T waren bei allen Teilnehmern im Referenzbereich, doch bei den Hochleistungssportlern signifikant höher (5 ±2 versus 4 ± 2 pg/ml; p kleiner 0,05).

Wie es in einer Mitteilung der Universität heißt, hat die Saarbrücker Sportmedizin bereits eine lange Tradition in der Erforschung medizinischer Aspekte des Spitzensports und der Sportkardiologie.

Unter anderem erforschen die saarländischen Ärzte mit dem Weltfußballverband FIFA den plötzlichen Herztod bei Fußballspielern.

Institutsdirektor Professor Tim Meyer, einer der Studienautoren, ist derzeit einer der vier Mannschaftsärzte der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Darüber hinaus betreuen die Mediziner des Instituts mehrere deutsche Olympiamannschaften und Nationalteams sowie die Athleten des hiesigen Olympiastützpunktes, wie die Universität mitteilt.

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