In vino sanitas

Weintrinker sind gesünder als Biertrinker

Weintrinker sind von den kardiometabolischen Parametern her betrachtet besser dran als Freunde des Gerstensaftes. Ob das tatsächlich am Getränk liegt, ist allerdings fraglich.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Wein oder Bier – Was ist gesünder? Studiendaten sprechen eher für Wein. Aber vielleicht haben Weintrinker ja nur einen gesünderen Lebensstil.

Wein oder Bier – Was ist gesünder? Studiendaten sprechen eher für Wein. Aber vielleicht haben Weintrinker ja nur einen gesünderen Lebensstil.

© fotek / fotolia.com

WAGENINGEN. Als große Weinnation sind die Niederlande bisher nicht aufgefallen. Doch nun kommt ausgerechnet von dort eine Kunde, welche die Gläser von Weinfreunden zum Klingen bringen dürfte: Wer Wein trinkt, so die Botschaft, steht im Hinblick auf Fettstoffwechsel und Adipositasmarker in günstigerem Licht da als Leute, die ihre Humpen lieber mit Bier volllaufen lassen.

 Herausgefunden hat das ein Forscherteam der Universität Wageningen, angeführt von der Ernährungswissenschaftlerin Dr. Diewertje Sluik (BMJ Open 2016; 6: e010437). Sponsor der Untersuchung war neben der Europäischen Stiftung für Alkoholforschung ausgerechnet das Holländische Bierinstitut.

Effekt nicht sonderlich ausgeprägt

Bevor nun die Korken knallen, sei darauf hingewiesen, dass die Nachricht zwar zuzutreffen, der Effekt des Weins aber nicht sonderlich ausgeprägt zu sein scheint. Die geschmacklichen Unterschiede zwischen Wein und Bier sind jedenfalls deutlich größer als die Differenzen in den metabolischen Parametern. So hatten männliche Weintrinker im Durchschnitt einen Body-Mass-Index von 25,9 kg/m2. Unter Biertrinkern lag der Wert bei 26,7.

Der Taillenumfang der Weinfreunde betrug 95,3 cm, die Biertrinken kamen immerhin auf 97,8 cm. Bei Frauen schließlich fanden sich gar keine signifikanten Unterschiede zwischen den verschiedenen Getränkegruppen mit Blick auf die Maßzahlen zur Adipositas. Ähnlich überschaubar, wiewohl signifikant waren die Unterschiede bei Messgrößen wie dem systolischen Blutdruck (125 vs. 128 mmHg zugunsten des Weins), dem HDL-Cholesterin (63 vs. 60 mg/dl) und den Triglyzeriden (102 vs. 122 mg/dl). Biertrinker hatten zudem etwas höhere Transaminasenwerte.

An der Studie von Sluik und Kollegen waren 1653 Personen beteiligt, die Auskunft über ihre Trink- und Lebensgewohnheiten gaben. 43 Prozent davon wurden als Weintrinker klassifiziert, das heißt, sie führten sich mindestens 70 Prozent des konsumierten Alkohols in Form von Wein zu. 13 Prozent waren Biertrinker, 29 Prozent bevorzugten Schnaps oder hatten keine Präferenz und 15 Prozent lebten alkoholabstinent.

Weintrinker sind eher Salatesser

Um Störgrößen zu eliminieren, die den Zusammenhang zwischen Getränken und Stoffwechselparametern verzerren könnten, betrieben die niederländischen Forscher einen erheblichen statistischen Aufwand. Sie glichen ihre Berechnungen unter anderem nach Alter, Geschlecht, Bildungsgrad, Beschäftigungsstatus und diversen Begleitkrankheiten ab.

 Auch Tabakkonsum, körperliche Aktivität und die bevorzugte Ernährungsweise flossen in die Kalkulation ein, änderten aber nichts an den Ergebnissen. Schon dies legt den Schluss nahe, dass die berichteten Effekte weniger auf den bevorzugten Alkohol als vielmehr insgesamt auf den Lebensstil zurückzuführen sind. So wurden Weintrinker häufiger den Salatessern zugerechnet, während die Mahlzeiten der Biertrinker mehr Fleisch und Brot umfassten.

Auch Sluik und Mitarbeiter gingen primär von der Vermutung aus, dass die Alkoholpräferenz keinen unabhängigen Faktor für den Gesundheitszustand darstellt. "Jedoch gibt es einige charakteristische Differenzen hinsichtlich kardiometabolischer Parameter, die nahelegen, dass Weintrinker etwas gesünder sind als Biertrinker", schreiben sie. Künftige Studien müssten klären, wozu die vorliegende Untersuchung angesichts ihres Querschnittsdesigns nicht in der Lage gewesen sei: Nämlich ob zwischen der Wahl des Getränks und dem Gesundheitszustand ein kausaler Zusammenhang bestehe oder ob die nun gefundenen Effekte auf nicht berücksichtigte Einflussgrößen zurückgingen.

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