Schwedische Studie

ED-Therapie ist mit geringerer Mortalität assoziiert

Patienten nach einem Herzinfarkt, die sich gegen ED behandeln lassen, haben bessere Überlebenschancen als vergleichbare Patienten ohne ED-Medikation, wie Ergebnisse einer schwedischen Studie zeigen.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Bislang wusste man weniger darüber, wie sich eine therapiebedürftige erektile Dysfunktion nach einem ersten Herzinfarkt auswirkt.

Bislang wusste man weniger darüber, wie sich eine therapiebedürftige erektile Dysfunktion nach einem ersten Herzinfarkt auswirkt.

© Yuri Arcurs / Fotolia

STOCKHOLM. Die Ansicht, wonach erektile Dysfunktion (ED) ein schlechtes Zeichen für die kardiovaskuläre Gesundheit der betroffenen Männer ist und manifesten Koronarproblemen drei bis fünf Jahre vorausgeht, ist mit Studiendaten gut belegt. Weniger weiß man darüber, wie sich eine therapiebedürftige ED nach einem ersten Herzinfarkt auswirkt. Ein Forscherteam des Karolinska-Instituts in Stockholm, angeführt von Daniel Andersson, hat das jetzt untersucht (Heart 2017, online). In eine Kohortenstudie bezogen die Wissenschaftler alle 43.145 schwedischen Männer ein, die in den Jahren 2007 bis 2013 erstmals wegen eines Herzinfarkts in stationärer Behandlung gewesen waren. Während eines Nachbeobachtungszeitraums von im Mittel 3,3 Jahren hatten 7,1 Prozent von ihnen Rezepte für Medikamente gegen ED eingelöst.

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In der Nachbeobachtungszeit lag die Sterblichkeit insgesamt bei 11,2 Prozent. Für Männer, die gegen ED behandelt wurden, lag die Rate um 33 Prozent niedriger als für jene, die keine ED-Medikamente einnahmen. Die kardiovaskuläre sowie auch die nicht kardiovaskulär bedingte Mortalität waren reduziert, nämlich um 36 Prozent bzw. 21 Prozent. Verglichen mit Männern ohne solche Medikamente war das Risiko größerer Herzkomplikationen für Studienteilnehmer unter ED-Medikation um 21 Prozent geringer. Zudem mussten Männer unter ED-Therapie signifikant seltener wegen Herzschwäche stationär behandelt werden, die Häufigkeitsdifferenz betrug 40 Prozent. Alle Berechnungen waren nach Einflussfaktoren wie Alter, Begleitkrankheiten und -medikation abgeglichen.

Im Vergleich zwischen verordnetem Alprostadil und PDE-5-Hemmern waren aber nur Letztere mit einer verminderten Mortalität verbunden.

Wie Andersson und Kollegen einräumen, lässt sich aus diesen Assoziationen keine Kausalität herleiten. Denn zunächst einmal ist von einer systematischen Verzerrung auszugehen, insofern gesündere Männer mit höherer Wahrscheinlichkeit um ein Rezept für ein ED-Medikament nachsuchen. In der Studienpopulation waren die Männer mit ED-Behandlung auch wirklich jünger und gesünder als die Männer ohne solche Arzneien. Zwar blieb auch nach Adjustierung ein Effekt erhalten; ob hier aber nicht noch weitere, unbekannte Faktoren walteten, musste offenbleiben.

Völlig von der Hand zu weisen ist ein das Sterberisiko mindernder Effekt durch die ED-Therapie für Herzinfarktpatienten dennoch nicht – zumal er sich nur für PDE-5-Hemmer, nicht aber für das Prostaglandinpräparat zeigte.

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