Weniger Druck, mehr Lebensqualität

Zum Erreichen des Zielblutdruckes ist normalerweise eine Kombination von zwei oder mehr Antihypertensiva erforderlich. Außer der primären Monotherapie ist eine Option, mit einer niedrigdosierten Zweifach-Kombination zu beginnen.

Von Heinz Dieter Rödder Veröffentlicht:
Eine Hochdruck-Therapie hat gut angeschlagen. Bei der Blutdruck-Kontrolle ist alles im grünen Bereich.

Eine Hochdruck-Therapie hat gut angeschlagen. Bei der Blutdruck-Kontrolle ist alles im grünen Bereich.

© PantherMedia

Die European Society of Hypertension hat im vergangenen Jahr ihre Leitlinie neu bewertet. Eine wesentliche Aussage dabei ist für Professor Karl-Heinz Rahn von der Universitätsklinik Münster, dass die früher formulierten niedrigen Zielblutdruckwerte, zum Beispiel bei Diabetikern, nicht evidenzbasiert sind (CME 2010; 7:7-15).

Grundsätzlich sollte der Blutdruck bei allen Hypertonikern auf Werte unter 140/90 mmHg gesenkt werden. Für Diabetiker hat die ADVANCE-Studie (Action in Diabetes and Vascular Disease: Preterax und Diamicron MR Controlles Evaluation) Daten geliefert. In der Studie erhielten Typ-2-Diabetiker den ACE-Hemmer Perindopril plus das Diuretikum Indapamid oder Placebo. Eine bereits vor dem Studieneintritt begonnene antihypertensive Therapie wurde fortgeführt. Der Blutdruck zu Studienbeginn lag bei 145/81 mmHg. Im Verlauf der Studie war der Blutdruck in der Interventionsgruppe im Mittel 5,6 / 2,2 mmHg niedriger als in der Placebogruppe. Am Ende der Studie lag der Blutdruck in der Interventionsgruppe bei 136/73 mmHg, in der Placebogruppe bei 140/73 mmHg. Der primäre Endpunkt der Studie bestand aus der Summe makro- und mikrovaskulärer Komplikationen. Er wurde in der Interventionsgruppe um 9 Prozent seltener erreicht als in der Placebogruppe. Dieses Ergebnis war signifikant.

Rahns Bewertung: "Die ADVANCE-Studie weist darauf hin, dass eine Senkung des systolischen Blutdrucks unter 140 mmHg die Häufigkeit von Komplikationen bei Typ-2-Diabetikern mindert. Insgesamt rechtfertigt die Studienlage die Empfehlung, bei Hypertonikern mit Typ-2-Diabetes einen diastolischen Blutdruck von unter 80 mmHg anzustreben." Die Expertenempfehlung, bei diesen Patienten einen systolischen Blutdruck von unter 130 mmHg anzustreben, sei jedoch nicht durch kontrollierte Studien belegt, so der Hypertonie-Spezialist.

Als Anhaltspunkt zur Sekundärprävention nach kardiovaskulären Erkrankungen weist Rahn auf die Studie PROGRESS (Perindopril Protection against Recurrent Stroke Study) hin. In dieser Studie wurden Patienten nach Schlaganfall oder transitorischer ischämischer Attacke und einem Blutdruck von durchschnittlich 147 / 86 mmHg zu Beginn untersucht. Durch die Therapie wurde der Blutdruck im Mittel auf 138 / 82 mm Hg gesenkt. In der Placebogruppe blieb er praktisch gleich. In der Gruppe mit der Therapie wurden 28 Prozent weniger kardiovaskuläre Ereignisse registriert als in der Placebogruppe.

Zum Erreichen des Zielblutdrucks ist normalerweise eine Kombination vom mindestens zwei Antihypertensiva erforderlich. Die Leitlinie der Deutschen Hochdruckliga lässt es zu, mit einer Monotherapie zu beginnen, oder auch mit einer niedrig dosierten Zweierkombination. In Deutschland steht dafür Perindopril/Indapamid (Preterax® N) zur Verfügung.

Rahn betont: "Es gibt Argumente, die antihypertensive Behandlung mit einer Zweierkombination zu beginnen. Der Zielblutdruck lässt sich rascher erreichen. Bei Hypertonikern mit mehr als 20/10 mmHg über dem Zielblutdruck sollte eine primäre Kombinationstherapie erwogen werden, vor allem, wenn ein hohes oder sehr hohes kardiovaskuläres Risiko besteht." Einige Präparate stehen als feste Antihypertensiva-Kombinationen in einer Tablette zur Verfügung. Sie sollten verwendet werden, wenn die jeweils wirksamen und verträglichen Dosen bekannt sind, so Rahn.

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