Bei Kindern

Magnesiummangel heißt oft Bluthochdruck

Die Auswirkungen von Magnesiummangel bei Kindern sind bisher wenig untersucht. Jetzt weist eine Studie darauf hin, dass es offenbar einen deutlichen Zusammenhang mit Bluthochdruck gibt.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Blutdruck ok? In der Studie hatten 6,4 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen und 10,6 Prozent der Elf- bis 15-Jährigen eine Hypertonie.

Blutdruck ok? In der Studie hatten 6,4 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen und 10,6 Prozent der Elf- bis 15-Jährigen eine Hypertonie.

© st-fotograf / fotolia.com

DURANGO. Niedrige Magnesiumspiegel im Serum sind auch bei Kindern - unabhängig von entsprechenden Risikofaktoren - eng mit einer Hypertonie und Prähypertonie assoziiert, wie eine aktuelle Querschnittstudie mit fast 4000 ansonsten gesunden Kindern im Alter zwischen sechs und 15 Jahren vermuten lässt.

Bisher wenig Daten bei Kindern

Magnesium wird bei mehr als 300 enzymatischen Reaktionen als Kofaktor benötigt. Niedrige Spiegel sind im Zusammenhang mit vielen chronischen Erkrankungen wie Morbus Alzheimer, Typ-2-Diabetes und eben auch Bluthochdruck dokumentiert worden.

Ob das auch in frühen Lebensabschnitten der Fall ist, wollten mexikanische Ärzte um Dr. Fernando Guerrero-Romero unter anderem von der Research Group on Diabetes and Chronic Illnesses in Durango überprüfen.

Die Forscher untersuchten in einer Querschnittstudie 3954 gesunde mexikanische Kinder. Ausschlusskriterien waren Typ-2-Diabetes, endokrine Störungen sowie Leber- und Nierenerkrankungen, abnorme Nüchternglukose, chronische Diarrhö sowie Vitamin- oder Magnesiumsupplementationen innerhalb der letzten sechs Monate (The Journal of Pediatrics 2015; online 17. Oktober).

Mangel bei Werten unter 1,8 mg/dl

Als Magnesiummangel definierten die Ärzte fotometrisch ermittelte Werte unter 1,8 mg/dl. Bei Erwachsen liegt der Referenzwert zwischen 1,8 und 2,5 mg/dl, bei Kindern im Alter zwischen sieben und zwölf Jahren zwischen 1,6 und 2,2 mg/dl. Blutproben wurden morgens nach einer Nüchternphase von acht bis zehn Stunden genommen.

Per Definition lag der systolische und/oder diastolische Blutdruck bei einer Prähypertonie zwischen der 90. und 95. Perzentile, bei einer Hypertonie über der 95. Perzentile. Gemessen wurde er per Oberarmgerät und Stethoskop, und zwar nach mindestens fünf Minuten Ruhe dreimal im Abstand von zwei Minuten.

Als übergewichtig galten Kinder, deren BMI zwischen der 85. und 95. Perzentile, als adipös, wenn er über der 95. Perzentile lag. Die Kinder wurden in zwei Altersgruppen eingeteilt: zwischen sechs und zehn sowie zwischen elf und 15 Jahren.

6 bis 10 Prozent mit Bluthochdruck

Der Anteil der Kinder in der jüngeren Altersgruppe mit einer Prähypertonie lag den Auswertungen zufolge bei 12,2 Prozent, mit einer Hypertonie bei 6,4 Prozent. Bei den älteren Kindern lagen die Quoten mit 13,9 Prozent und 10,6 Prozent etwas höher.

Die Messungen der Magnesiumwerte im Serum ergaben, dass 27,3 Prozent der kleineren Kinder mit Prähypertonie einen Magnesiummangel hatten und 45,6 Prozent der Kinder mit Hypertonie. In der Gruppe der älteren Kinder lagen die entsprechenden Anteile bei 36,0 und 49,6 Prozent.

Die Risikoberechnung, für die unter anderem das Alter, das Geschlecht, BMI und Cholesterinwerte herausgerechnet wurden, offenbarte schließlich in beiden Altersgruppen eine signifikante Assoziation zwischen Hypomagnesiämie und erhöhtem Blutdruck.

Die Wahrscheinlichkeit für eine Hypertonie bei zu niedrigen Magnesiumspiegeln war demnach bei den kleineren Kindern fast fünffach erhöht (Odds Ratio [OR]: 4,89), in der Gruppe mit den älteren Kindern knapp zweifach (OR: 1,83). Das Risiko für eine Prähypertonie war in beiden Gruppen weniger stark, aber dennoch signifikant erhöht (OR: 2,8 bzw. 1,38).

Übergang zur Pubertät kritisch?

Dass der Effekt des Magnesiummangels bei den jüngeren Kindern deutlicher ausgeprägt ist, führen Guerrero-Romero und seine Kollegen auf die beginnende Hormonumstellung und die zunehmende Insulinresistenz im Übergang zur Pubertät zurück.

Allerdings haben die Ärzte die entsprechenden hormonellen Parameter in ihrer Studie nicht untersucht. Dies gilt auch für den Risikofaktor Aldosteron sowie die Natrium-und Kaliumspiegel.

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