Bluthochdruck

Hypertonie in jungen Jahren erhöht auch familiäres Risiko

Das Alter, in dem sich ein Bluthochdruck manifestiert, beeinflusst nicht nur die persönliche Prognose eines Patienten, sondern wohl auch das Erkrankungsrisiko seiner Kinder.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Bei einer frühen Manifestation einer Hypertonie besteht einer Studie zufolge die Wahrscheinlichkeit, dass die Erkrankung weitervererbt wurde.

Bei einer frühen Manifestation einer Hypertonie besteht einer Studie zufolge die Wahrscheinlichkeit, dass die Erkrankung weitervererbt wurde.

© Dejan Dundjerski / iStock

FRAMINGHAM. Wenn Patienten oder Mitglieder der Familie des Patienten an Hypertonie leiden, scheint es prognostisch sinnvoll zu sein, nach dem Erkrankungsalter zu fragen.

Im Vergleich zu einem späten Beginn ist bei einer frühen Manifestation eher zu befürchten, dass der Patient an kardiovaskulären Komplikationen stirbt beziehungsweise dass der Bluthochdruck weitervererbt wurde. Darauf deutet eine neue Auswertung der Framingham-Heart-Studie hin (BMJ 2017; 357:j1949).

Höheres Risiko für Herztod

Ausgewertet wurden zwei Generationen, bei denen über 60 Jahre hinweg regelmäßig Blutdruckmessungen stattgefunden hatten. Eine Hypertonie bestand per Definition bei einem Wert über 140/90 mmHg oder einer dokumentierten Behandlung mit Antihypertensiva; als früh galt dabei ein Beginn vor dem 55. Lebensjahr.

Von den 1635 Teilnehmern der zweiten Generation (die zu Beginn 31 Jahre alt waren) entwickelten 481 im Lauf von 26 Jahren einen Bluthochdruck.

Wenn ein Elternteil beziehungsweise beide Eltern früh an Bluthochdruck erkrankt waren, war das Risiko, selbst Hypertoniker zu werden, gegenüber Teilnehmern mit normotensiven Eltern um den Faktor 2,0 beziehungsweise 3,5 erhöht.

Teilnehmer, bei denen mindestens ein Elternteil nach dem 55. Lebensjahr an Bluthochdruck erkrankt war, wiesen dagegen kein erhöhtes Hypertonierisiko auf. Bei allen Schätzungen wurde der Einfluss anderer Risikofaktoren berücksichtigt.

Der Zusammenhang bestand bei Männern und Frauen gleichermaßen. Aus der Kohorte der ersten Generation waren 3641 Patienten im Beobachtungszeitraum gestorben.

Die Wahrscheinlichkeit für einen Tod aus kardiovaskulärer Ursache war umso höher, je früher eine Hypertonie aufgetreten war: Bei einem Eintritt vor dem 45. Lebensjahr war das Risiko für einen kardiovaskulär bzw. koronar bedingten Tod 2,2- bzw. 2,3-mal so hoch wie bei normotensiven Teilnehmern.

Bei einer Erkrankung im Alter ab 65 Jahren reduzierte sich dieses Risiko auf das 1,5- bzw. 1,4-Fache.

Auch im Vergleich mit den spät erkrankten Hochdruckpatienten hatten die früh Erkrankten noch ein signifikant höheres Risiko für einen Tod aus kardiovaskulärer oder koronarer Ursache.

Höhere Aussagekraft bei Anamnese

"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass das Alter, in dem eine Hypertonie beginnt, sowohl die erbliche Prädisposition als auch das individuelle kardiovaskuläre Risiko widerspiegelt", lautet das Resümee der Studienautoren um Dr. Teemu Niiranen vom National Heart, Blood and Lung Institute's and Boston University's Framingham Heart Study. Daher würde die Aussagekraft der Familienanamnese für eine Hypertonie wahrscheinlich steigen, wenn auch das Erkrankungsalter berücksichtigt werde, so die Meinung der Wissenschaftler.

Engmaschigere Blutkontrolle

Für Patienten mit früh betroffenen Eltern könnte wegen ihres besonders hohen Erkrankungsrisikos eine engmaschigere Blutdruckkontrolle von Nutzen sein. Für hypertone Patienten hat eine frühe Erkrankung nach Einschätzung von Niiranen und seinen Kollegen ebenfalls praktische Konsequenzen.

Im Alltag würden jüngere Patienten teilweise weniger intensiv blutdrucksenkend behandelt als ältere Patienten.

"Unsere Daten unterstreichen die Notwendigkeit für eine angemessene Versorgung dieser besonders gefährdeten Personen und eventuell für gezieltere antihypertensive Therapien", so die Forscher.

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