Betablocker bei Infarkt - was muß man beachten?

ORLANDO (ob). Bei der Frage, ob ein Patient mit frischem Myokardinfarkt eine frühe invasive Therapie mit einem Betablocker erhalten soll, muß sorgfältig abgewogen werden. Denn bei einigen Infarktpatienten ist diese Behandlung mit Risiken verbunden.

Veröffentlicht:

Nach Ergebnissen von Studien aus den 80er Jahren scheinen Betablocker in der Akutbehandlung beim Myokardinfarkt etwa aufgrund der Verhinderung von Re-Infarkten von Nutzen zu sein.

Doch nicht alle Fragen konnten in diesen älteren Studien aus heutiger Sicht ausreichend beantwortet werden. Entsprechend ist die Bereitschaft, Infarktpatienten schon frühzeitig mit Betablockern zu behandelt, von Land zu Land sehr unterschiedlich.

Außer der Wirksamkeit von Clopidogrel beim akuten Myokardinfarkt haben Forscher in der COMMIT/CCS-2-Studie bei fast 46 000 Infarktpatienten deshalb auch den Effekt einer frühen Therapie mit Metoprolol - zunächst intravenös, dann oral verabreicht - im Vergleich zu Placebo untersucht.

Tatsächlich wurde durch diese Behandlung die Inzidenz von Re-Infarkten in der Phase der stationären Behandlung signifikant reduziert (von 2,5 auf 2,0 Prozent). Auch die Zahl der Kammerflimmer-Episoden wurde durch Metoprolol signifikant um 17 Prozent verringert (von 3,0 auf 2,5 Prozent).

Trotz dieser günstigen Effekte waren die Mortalitätsraten in der Metoprolol- und Placebogruppe praktisch gleich (7,7 versus 7,8 Prozent).

Der Grund: Auf der Negativseite der Betablocker-Therapie schlug eine deutliche Zunahme kardiogener Schocks mit Todesfolge zu Buche (von 1,7 auf 2,2 Prozent), die vor allem in den ersten zwölf Stunden beobachtet wurden.

Eine genaue Analyse ergab, daß vor allem instabile Patienten mit Anzeichen für eine eingeschränkte Ventrikelfunktion (Killip-Klasse III) ein deutlich erhöhtes Risiko für diese Komplikation hatten. Bei diesen Patienten, so Studienleiter Professor Rory Collins aus Oxford, sollte zunächst bis zur klinischen Stabilisierung abgewartet werden, um dann mit der oralen Betablocker-Therapie zu beginnen.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Frühjahrstagung des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands

Herzinfarkt oder Panikattacke? Der Chatbot weiß Bescheid

Aktuelle Analyse

KHK – positiver Abwärtstrend

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert