Studiendaten zur dualen Plättchen-Hemmung präsentiert

ATLANTA (gvg). Die kombinierte Behandlung mit ASS plus Clopidogrel bei Patienten mit symptomatischer atherosklerotischer Gefäßerkrankung senkt offenbar die kardiovaskuläre Ereignisrate - verglichen mit einer ASS-Monotherapie. In der Primärprävention bietet die doppelte Plättchen-Hemmung dagegen keinen Nutzen.

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Dieses Ergebnis lieferte die CHARISMA-Studie (Clopidogrel for High Atherothrombotic Risk and Ischemic Stabilization, Management and Avoidance), eine Studie mit 15 600 Patienten mit hohem kardiovaskulärem Risiko. Die Patienten erhielten entweder eine antithrombotische Monotherapie mit 75 bis 162 mg ASS pro Tag oder zusätzlich 75 mg Clopidogrel (in Deutschland als Iscover® und Plavix® erhältlich).

12 150 Patienten hatten eine kardiovaskuläre Erkrankung

12 150 Patienten der Studie hatten eine bekannte atherosklerotische Gefäßerkrankung am Herzen, im Gehirn oder an den Extremitäten. Die übrigen 3450 hatten drei oder mehr kardiovaskuläre Risikofaktoren ohne bekannte Gefäßerkrankung. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 28 Monate. Der primäre kombinierte Endpunkt war das Auftreten von Myokardinfarkten, Schlaganfällen oder kardiovaskulären Todesfällen.

Wie Dr. Deepak Bhatt aus Cleveland im US-Bundesstaat Ohio berichtete, trat im Clopidogrel-Arm bei 6,8 Prozent der Patienten eines dieser Ereignisse auf, im Vergleich zu 7,3 Prozent, wenn nur ASS eingenommen wurde. Der Unterschied erreichte nicht das Signifikanzniveau.

Beim wichtigsten sekundären Endpunkt dagegen, bei dem zusätzlich die Aufnahmen ins Krankenhaus gezählt wurden, gab es einen auch statistisch signifikanten Vorteil für die Kombinationstherapie. Eine absolute Risikoreduktion von 1,2 Prozent über 28 Monate übersetzt sich in eine relative Risikoreduktion von 7,7 Prozent.

Woran es lag, daß die CHARISMA-Studie beim primären Endpunkt keinen Vorteil für die Kombinationsbehandlung brachte, machte Bhatt anhand der Analyse der zwei im Vorfeld der Auswertung definierten Subgruppen deutlich. In der Primärprävention bei jenen 3450 Patienten ohne bekannte Gefäßerkrankung brachte die Kombinationstherapie keinen Nutzen. Die kardiovaskuläre Sterberate war mit 5,4 im Vergleich zu 3,8 Prozent bei ASS-Monotherapie sogar signifikant erhöht.

Bei jenen 12 000 Patienten mit bekannter Gefäßerkrankung dagegen (Sekundärprävention) war die Kombinationstherapie der Monotherapie überlegen. Es traten signifikant weniger kardiovaskuläre Todesfälle, Myokardinfarkte oder Schlaganfälle auf (6,9 versus 7,9 Prozent).

Bhatt zieht aus den Resultaten den Schluß, daß die breite Anwendung der dualen Plättchenhemmung vor allem in der Primärprävention nicht gerechtfertigt sei.

Anders sei die Situation bei Patienten mit bekannter kardiovaskulärer Erkrankung. Hier sei eine individuelle Abwägung erforderlich. So sei eine duale Plättchen-Hemmung bei Patienten, die mehrere Myokardinfarkte hatten oder multiple Gefäßerkrankungen haben, durchaus eine Option. Weitere Studien seien hier jedoch noch erforderlich.

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