Plädoyer für moderne Heparine bei Herzinfarkt

BARCELONA (ner). Bei der Therapie von Patienten mit verschiedenen Formen des akuten Koronarsyndroms sollten niedermolekulare Heparine die teilweise noch üblichen unfraktionierten Heparine ablösen. Dafür plädierten Spezialisten beim Welt-Kardiologie-Kongreß in Barcelona.

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Niedermolekulare Heparine (NMH) wie Enoxaparin (Clexane®) haben sich klinisch den unfraktionierten Heparinen (UFH) als überlegen erwiesen, sagte Professor Marc Cohen aus New Jersey in den USA.

Das gelte bei instabiler Angina pectoris, bei Herzinfarkten mit (STEMI) oder ohne ST-Streckenhebung (NSTEMI), bei Patienten, die eine Fibrinolyse bekommen oder die primär mit perkutaner Angioplastie (PCA) behandelt werden. Das Blutungsrisiko sei im Vergleich zu UFH allenfalls leicht erhöht, so Cohen bei einem von Sanofi-Aventis unterstützten Satellitensymposium.

Cohen verwies etwa auf die Ergebnisse der ESSENCE- sowie TIMI-11B-Studie: Innerhalb eines Jahres nach NSTEMI hatten 26 Prozent der mit UFH behandelten Patienten ein erneutes kardiovaskuläres Ereignis (Re-Infarkt, Revaskularisierung, Tod), aber nur 23 Prozent der mit Enoxaparin behandelten. Dabei kam es mit dem NMH nicht signifikant öfter zu starken Blutungen als mit UFH.

In einer anderen Studie (SYNERGY) ergab sich für Patienten, die vor einer Angioplastie bereits mit UFH oder NMH behandelt worden waren, innerhalb von sechs Monaten ein signifikanter Überlebensvorteil, wenn sie vor und nach der PCA Enoxaparin erhalten hatten. Verglichen wurde mit einer Gruppe von Patienten, die UFH erhielten. In der Studie traten mit dem NMH mehr Blutungen als mit UFH auf (9,1 versus 7,6 Prozent).

Der Umgang mit UFH sei im Einzelfall sehr komplex und müsse etwa auf das jeweilige Fibrinolytikum abgestimmt werden. Darauf wies Professor Elliott M. Antman aus Boston hin. Auch deshalb seien NMH oder direkte Inhibitoren des Faktors Xa eine attraktive Alternative zu UFH.

Antman verwies zudem auf neue Erkenntnisse bei Patienten mit STEMI, die in der ExTRACT-TIMI-25-Studie fibrinolytisch sowie zusätzlich mit einer Angioplastie behandelt worden waren und UFH oder Enoxaparin erhielten. 14 Prozent in der UFH-Gruppe, aber nur 11 Prozent in der NMH-Gruppe, hatten innerhalb eines Monats einen Re-Infarkt oder starben.

Nach den deutlichen Fortschritten in der Therapie bei Herzinfarkt gehe es heute um die Optimierung der Therapieansätze im Einzelfall, betonte Professor Keith A. Fox von der Uni Edinburgh. So beschäftigten sich klinische Forscher besonders mit der Frage, ob die Kombination aus PCA und fibrinolytischer Therapie die Prognose der Patienten weiter verbessern kann.

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