Erhöhtes Herztod-Risiko bei Grippe-Epidemien

SANKT PETERSBURG (ob). Grippe-Epidemien sind mit einer Zunahme von tödlichen Koronarerkrankungen assoziiert. Diese Koinzidenz ist jetzt erstmals in einer Studie auf der Grundlage von Autopsie-Befunden objektiviert worden. Als Konsequenz fordern die Autoren der Studie, mehr Menschen mit erhöhtem kardiovaskulären Risiko als bisher gegen Influenza zu impfen.

Veröffentlicht:

Eine Gruppe russischer und US-amerikanischer Forscher hat in der neuen Studie die KHK-Sterberate im Bezirk Sankt Petersburg in der Zeit zwischen 1993 und 2000 sehr genau unter die Lupe genommen. Ihre jetzt im "European Heart Journal" online veröffentlichte Untersuchung stützt sich auf die Daten von knapp 35 000 erfassten Todesfällen, bei denen ein Myokardinfarkt oder eine ischämische Herzerkrankung als Todesursache autoptisch bestätigt worden war.

Für jede einzelne Woche im achtjährigen Untersuchungszeitraum analysierten die Forscher parallel zur Zahl der KHK-Todesfälle auch die Zahl der vom Sankt Petersburger Gesundheitsdienst registrierten Grippe-Erkrankungen. Überwiegend waren dabei Influenza-A-Viren vom Typ H3N2 die Ursache.

Erwartungsgemäß unterlag die Häufigkeit von Grippe-Erkrankungen saisonal großen Schwankungen. Bei der Sterblichkeit nach Infarkt waren diese Schwankungen geringer ausgeprägt, im Muster jedoch ähnlich. Die Untersucher stellten fest, dass es im Verlauf nahezu aller beobachteten Influenza-Epidemien auch zu einer Zunahme der KHK-bedingten Sterblichkeit gekommen war. So war die Wahrscheinlichkeit tödlicher Herzinfarkte bei epidemischer Zunahme von Grippe-Erkrankungen im Schnitt um 30 Prozent höher als in epidemiefreien Phasen.

In den USA hat die Empfehlung, kardiovaskuläre Risikopatienten gegen Influenza zu impfen, bereits Eingang in die jüngst aktualisierten Leitlinien der kardiologischen Fachgesellschaften (AHA/ACC) zur Sekundärprävention gefunden. Die Studienautoren fordern nun, dass auch die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) diesem Schritt folgt.

Bei den deutschen Herzspezialisten dürften sie mit ihrer Forderung offene Türen einrennen. Wie Privatdozent Ulrich Laufs aus Homburg/ Saar kürzlich im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" gesagt hat, gibt es in der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) keinerlei Dissens darüber, dass die Grippe-Impfung eine wirksame Maßnahme zur Prävention kardiovaskulärer Ereignisse bei Risikopatienten ist. Auch die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut empfiehlt diese Impfung bei kardiovaskulär erkrankten Patienten.

Mehr zum Thema

Frühjahrstagung des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands

Herzinfarkt oder Panikattacke? Der Chatbot weiß Bescheid

Aktuelle Analyse

KHK – positiver Abwärtstrend

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken