Viele Feuerwehrleute sterben an Herzattacken

CAMBRIDGE (ner/eb). Feuerwehrleute sterben bei Einsätzen am häufigsten an Herzattacken - und nicht, wie man annehmen könnte, durch Unfälle oder Rauchvergiftungen. Gründe sind vermutlich Stress und mangelnde Fitness, die etwa bei Löscheinsätzen zum Tragen kommt. Kollegen sind gut beraten, bei Feuerwehrleuten vor allem auch aufs Herz schauen.

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Nach einer US-Studie war bei 40 Prozent von 1144 Feuerwehrleuten, die im Einsatz gestorben waren, eine Herzattacke die Todesursache. Fast die Hälfte bekam die tödliche Attacke beim Bekämpfen von Feuer (32 Prozent) oder bei anderen Notfall-Einsätzen (9 Prozent). Das berichten Dr. Stefanos N. Kales aus Cambridge in Massachusetts und seine Kollegen (NEJM 356, 2007, 1207).

Obwohl die Feuerwehrleute nur höchstens fünf Prozent ihrer Zeit mit dem Löschen von Bränden verbrachten, passierte in diesem Zeitraum jede dritte tödliche Herzattacke. Damit sei das kardiovaskuläre Sterberisiko während eines Löscheinsatzes 10 bis 100 Mal höher als bei Einsätzen ohne Notfall, so Kales.

Die hohe kardiovaskuläre Sterberate ist auch deshalb so auffällig, weil Feuerwehrleute im Vergleich zur Gesamtbevölkerung kein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko haben. Das betonen Dr. Linda Rosenstock und Dr. Jorn Olsen aus Los Angeles in ihrem Kommentar (NEJM 356, 2007, 1261).

Die Gründe für die häufigen tödlichen Herzattacken: Einmal können Stress, große Hitze und die oft verschmutzte Luft bei den Löscheinsätzen dazu beitragen. Die US-Kollegen um Kales sehen als Grund vor allem aber auch eine unzureichende körperliche Fitness, kardiovaskuläre Risikofaktoren oder eine bereits vorhandene KHK. Regelmäßige ärztliche Untersuchungen fänden in den USA kaum statt.

In Deutschland ist für all jene, die im Beruf eine bestimmte Art von Atemschutzgeräten (Gruppe 3) tragen müssen, eine arbeitsmedizinische Untersuchung nach dem berufsgenossenschaftlichen Grundsatz G 26.3 Pflicht. Das gilt für alle Angehörigen der Feuerwehr, gleich, ob sie zur Freiwilligen oder zur Berufsfeuerwehr gehören, wie Harald Popp vom Landesfeuerwehrverband Hessen zur "Ärzte Zeitung" gesagt hat.

Untersucht werden Menschen, bevor sie als Feuerwehrleute arbeiten dürfen. Zum Programm gehören - außer Otoskopie, Spirometrie, Urinanalyse, Hör- und Sehtest - auch Belastungs-EKG und gegebenenfalls auch eine Röntgenuntersuchung von Herz und Lunge.

Bei der Ergometrie gelten Vorgaben: So sollte bei einem Mann von 80 kg Gewicht der Puls bei einer Leistung von 240 Watt nicht über 170 Schläge pro Minute steigen.

Wer unter 50 ist, muss alle drei Jahre erneut zum Check, wer über 50 ist, sogar jährlich.

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