Zweimal pro Woche Fisch!

Omega-3 ist gut für Herz und Gefäße - das weiß man seit gut dreißig Jahren. Dann brachten Studien die ersten Beweise - später widerlegten andere Studien die Ergebnisse. Doch nach noch neueren Studien wurden jetzt die Verzehrsempfehlungen überarbeitet.

Von Rainer Klawki Veröffentlicht:
Fisch ist günstig bei KHK und auch schon für Gesunde.

Fisch ist günstig bei KHK und auch schon für Gesunde.

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DUBLIN. Die erste Assoziation zwischen Omega-3-Fettsäuren und kardiovaskulären Erkrankungen ergaben epidemiologische Studien in den 70-er Jahren.

Demnach ist die Inzidenz des Myokardinfarkts bei der dänischen Bevölkerung zehnmal höher als bei den Inuit-Eskimos Grönlands.

"Zu diesem Zeitpunkt ernährten sich die grönländischen Inuit vor allem von Wal- und Robbenfleisch, das einen außergewöhnlich hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren hat", so Professor Erik Berg Schmidt vom Universitätshospital Aarhus, Dänemark.

"Diese Ergebnisse standen im Gegensatz zum Dogma der Zeit, dass tierische Fette schädlich waren und führten zu der Hypothese, dass Omega-3-Fettsäuren Gefäßerkrankungen vorbeugen."

Die meisten Menschen - ob gesund oder mit kardiovaskulären Erkrankungen - profitieren vom regelmäßigen Verzehr fetten Fischs, so eine Mitteilung der EACPR (European Association for Cardiovascular Prevention and Rehabilitation) zum Kongress EuroPRevent 2012 in Dublin.

Von Bedeutung sind die langkettigen mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) in Lachs, Makrele, Hering, Forelle oder Sardinen.

Wissenschaftliche Hinweise auf den kardiovaskulären Nutzen der Omega-3-Fettsäuren kommen aus Interventionsstudien in der Sekundärprävention. Dazu gehören:

GISSI-Prevenzione von 1999 mit 11.324 Patienten nach Myokardinfarkt. Marine Omega-3-Fettsäuren (885 mg EPA + DHA pro Tag) senkten das Risiko für den kombinierten primären Endpunkt von Tod und nicht-tödlichen kardiovaskulären Ereignissen um 15 Prozent (Lancet 1999; 354: 447).

DART von 1989. Bei 2033 Männern nach Myokardinfarkt reduzierte sich die Mortalität aller Ursachen um 29 Prozent, wenn sie den Rat erhalten hatten, zweimal in der Woche fetten Fisch (300 g) oder Fischölkapseln mit einer gleichwertigen Menge mariner Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen (Lancet 1989; 334: 757).

JELIS von 2007. Bei 18.645 japanischen Patienten mit Hypercholesterinämie, mit oder ohne vorbestehender koronarer Herzkrankheit, die langfristig 1,8 Gramm gereinigtes EPA täglich erhielten, sank das Risiko des kombinierten primären Endpunktes von Tod und nicht-tödlichen kardiovaskulären Ereignissen um 15 Prozent (Lancet 2007; 369: 1090).

In drei weiteren großen Studien von 2010 (Alpha Omega, Omega und SUFOLOM3) jedoch bestätigten sich die Ergebnisse nicht, so dass Fischöl-Kapseln nicht zur KHK-Prävention empfohlen werden konnten. Es blieb nur die gesicherte Empfehlung, wegen des Schutzeffekts Fisch zu essen.

In den neuen Europäischen Leitlinien zur Herz-Kreislauf-Prävention, die beim Kongress EuroPRevent 2012 vorgestellt wurden, wird geraten, Fisch mindestens zweimal in der Woche zu essen.

Eine dieser Mahlzeiten sollte aus einem ganzen marinen Fisch (300 Gramm) bestehen. Der Nutzen liege auch darin, dass Fisch Vitamin D, Selen und Jod enthält.

Wer keinen Fisch mag, solle Fischöl in pharmazeutischer Qualität zu sich nehmen, da nicht alle über den Ladentisch erhältlichen Präparate die gleiche Dosis der Fettsäuren enthalten, hieß es in Dublin.

In einer dänischen Kohortenstudie stand der Gehalt an Omega-3-Fettsäuren im menschlichen Fettgewebe in umgekehrter Beziehung zur Wahrscheinlichkeit eines Myokardinfarkts (Circulation 2011; 124, 1232).

Das bedeutet aber nicht, dass Fisch bereits bei gesunden Menschen die kardiovaskuläre Gesundheit fördert. Die dazu erforderlichen Studien brauchten zu viele Teilnehmer.

Aussagen zur Primärprävention wären nur durch Untersuchungen intermediärer Endpunkte möglich. Beispiel ist eine Studie, wonach Omega-3-Fettsäuren die Pulswellengeschwindigkeit um durchschnittlich 33 Prozent verlangsamen, was für eine Reduktion der arteriellen Steifigkeit spricht.

Auch verringert der Einbau von EPA in fortgeschrittene Plaques die Expression von Matrix-Metalloproteinasen, die Plaque-Kappen ausdünnen, was unmittelbar eine Plaqueruptur mit der Folge eines Herzinfarkts auslösen kann.

Ferner lassen sich antiarrhythmische Wirkungen nachweisen. Membranphospholipide werden verringert, was die elektrische Erregbarkeit und die Aktivität von Natrium-, Kalium- und Calciumkanälen moduliert. Omega-3-Fettsäuren sind schließlich potente Triglyceridsenker.

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