Herzinfarkt

Thrombusaspiration scheint nutzlos

Die Hoffnungen wurden enttäuscht: Thrombusaspiration trägt wohl nicht dazu bei, die Prognose bei Myokardinfarkt zu verbessern. Das zeigt eine große Studie, deren Ergebnisse auf dem ACC-Kongress vorgestellt wurden.

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SAN DIEGO. Nach erfolgreicher primärer perkutaner Koronarintervention (PPCI) bei akutem Myokardinfarkt kann es zu Störungen der myokardialen Perfusion auf Kapillarebene kommen.

Solche Perfusionsstörungen, die mit einer ungünstigen Prognose assoziiert sind, können aus Embolisationen von Plaque- und Thrombenmaterial resultieren.

Die aktuellen Leitlinien zur Behandlung des ST-Streckenhebungsinfarkts (STEMI) empfehlen daher, eine manuelle Thrombusaspiration per Katheter bei PPCI in Betracht in Betracht zu ziehen. Diese Empfehlung gründet vor allem auf den Ergebnissen der relativ kleinen TAPAS-Studie, die einen beträchtlichen Nutzen nahelegte.

Dieser Nutzen konnte allerdings in der 2013 vorgestellten und mit mehr als 7000 Teilnehmern weitaus größeren TASTE-Studie nicht bestätigt werden.

Noch größer ist die jetzt beim Kongress des American College of Cardiology (ACC) in San Diego vorgestellte Studie TOTAL (Randomized trial of manual aspiration Thrombectomy + PCI vs. PCI Alone in STEMI).

Dafür sind weltweit in 20 Ländern 10.732 Patienten mit STEMI rekrutiert worden. Bei 5033 Patienten wurde im Rahmen der PPCI routinemäßig eine manuelle Thrombusaspiration vorgenommen (NEJM 2015, online 16. März).

Hoffnung wurde enttäuscht

Die Hoffnung war, dadurch schweren Ereignissen vorzubeugen (primärer Endpunkt: kardiovaskulärer Tod, Myokardinfarkt, kardialer Schock oder schwere Herzinsuffizienz).

Diese Hoffnung wurde erneut enttäuscht: Mit 6,9 Prozent (Thrombektomie) und 7,0 Prozent (Kontrollgruppe ohne Thrombektomie) waren die Ereignisraten nach sechs Monaten nicht signifikant unterschiedlich.

Ein Unterschied zeigte sich aber im Hinblick auf Schlaganfälle: Deren Rate war am Ende im Thrombektomie-Arm überraschenderweise doppelt so hoch wie im Kontrollarm der Studie (1,0 versus 0,5 Prozent).

Die Frage, ob bei selektiver Nutzung der Thrombektomie bessere Ergebnisse erzielt worden wären als bei routinemäßiger Anwendung, lässt sich auf Basis der TOTAL-Daten nicht beantworten. Aus Subgruppen-Analysen geht jedoch hervor, dass auch Patienten mit hoher Thrombuslast in der Infarktarterie nicht von der Thrombusabsaugung profitiert hatten.

Für den kanadischen Studienleiter Dr. Sanjit Jolly aus Hamilton kommt angesichts dieser Ergebnisse eine Thrombektomie nur noch als Notfallmaßname ("bail out") dann in Betracht, wenn der initiale Versuch, die Infarktarterie wieder zu öffnen, gescheitert ist. (ob)

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