Studie

STEMI-Sterblichkeit steigt mit Call-to-Balloon-Time

Auch in einer aktuellen Kohorte von Patienten mit ST-Hebungsinfarkt erweist sich die Zeit vom Notruf bis zur Ballondilatation als kritisch für die Kurzzeitmortalität.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:

NOTTINGHAM. Die Call-to-BalloonTime ist bei STEMI-Patienten auch heute - in Zeiten optimierter Versorgung - ein unabhängiger Prädiktor für die 30-Tages-Mortalität. Besonders nachteilig machen sich längere Zeitintervalle bei Hochrisikopatienten bemerkbar.

Das lässt sich aus Daten ablesen, die im British Cardiovascular Intervention Society(BCIS)-Register erhoben wurden. Anders als die Door-to-Balloon-Time erfasst die Call-to-Balloon-Time (CTB-Zeit) zusätzlich die Zeit, die vom Notruf bis zur Krankenhauseinlieferung vergeht, und damit die gesamte System-abhängige Verzögerung.

In England und Wales wurde im Jahr 2011 bei 16.907 STEMI-Patienten innerhalb von sechs Stunden als erste Reperfusionsmaßnahme eine PCI vorgenommen. Die mittlere und die mediane CTB-Zeit belief sich auf 121 und 111 Minuten. 80,9 Prozent aller Patienten wurden innerhalb von 150 Minuten im Katheterlabor behandelt (Heart 2016, online 13. Juli).

898 Patienten (5,3 Prozent) starben in den ersten 30 Tagen nach dem Ereignis. Abhängig von den CTB-Zeiten - weniger als 90, 90 bis 150 und mehr als 150 Minuten - betrugen die Mortalitätsraten 3,5 Prozent, 4,8 Prozent und 9,4 Prozent. Die CTB-Zeit war von zahlreichen Faktoren abhängig. Sie war zum Beispiel verlängert, wenn die Patienten älter waren (ab 80 Jahre: + 13 Minuten), an Diabetes litten (+ 5 Minuten), vor der PCI maschinell beatmet werden mussten (+ 33 Minuten), außerhalb der normalen Arbeitszeiten eintrafen (+ 10 Minuten) oder zunächst in ein Krankenhaus ohne Katheterlabor eingeliefert worden waren (+ 49 Minuten).

Auch wenn alle bekannten Einflussfaktoren berücksichtigt wurden, war die CTB-Zeit positiv mit der 30-Tages-Sterblichkeit korreliert: Wenn zwischen Notruf und Ballondilatation 180-240 Minuten verstrichen, war die Mortalität fast doppelt so hoch wie bei einer CTB-Zeit von maximal 90 Minuten. Die Verzögerung, die sich durch eine Verlegung vom zuerst angefahrenen Krankenhaus in ein Krankenhaus mit Katheterlabor ergab, war demnach mit einem - allerdings nicht signifikanten - Anstieg der 30-Tages-Mortalität um 18 Prozent verbunden. Der Zeitverlust bei einem Infarkt außerhalb der normalen Arbeitszeiten hatte keine Auswirkungen.

Der Einfluss der CTB-Zeit auf die Prognose war abhängig vom Risikoprofil der Patienten: Bei niedrigem Risiko (unterstes Quartil) erhöhte ein Anstieg von 60 auf 360 Minuten die 30-Tages-Mortalität um weniger als einen Prozentpunkt, bei höherem Risiko (oberstes Quartil) dagegen um drei Prozentpunkte.

Ihre Ergebnisse verdeutlichten die Notwendigkeit, STEMI-Patienten sofort in ein Krankenhaus mit der Möglichkeit einer PCI zu transportieren, konstatieren die Studienautoren um Richard Varcoe von der Universität in Nottingham. "Hochrisikopatienten würden wahrscheinlich am meisten von einer kürzeren Behandlungsverzögerung profitieren."

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen