Stents: Op-Technik senkt Thromboserisiko

Bioresorbierbare Stents erhöhen bekanntlich das Thromboserisiko. Wird der Stent allerdings bis auf ein bestimmtes Maß aufgeweitet, lässt sich die Komplikation offenbar vermeiden.

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MAINZ. Mit einer bestimmten Operationstechnik lässt sich das Thromboserisiko bei bioresorbierbaren Stents verringern. Das konnte ein Forscherteam um Professor Tommaso Gori und Professor Thomas Münzel von der Universitätsmedizin Mainz und vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung anhand einer klinischen Studie mit 1300 Patienten belegen(J Am Coll Cardiol 2016; 67: 921-931).

Seit rund vier Jahren gibt es nun Stents aus bioresorbierbarem Material – meist Milchsäure –, die sich nach sechs bis achtzehn Monaten auflösen, erinnert die Universitätsmedizin Mainz in einer Mitteilung. Das Gefäß hat sich dann stabilisiert und kann wieder elastisch auf unterschiedliche Leistungsanforderungen reagieren. Gefäße mit metallischen Stents bleiben hingegen dauerhaft steif.

Kardiologen setzen zunehmend bioresorbierbare Stents ein

Auf Grund dieser Vorteile setzen Kardiologen zunehmend bioresorbierbare Stents ein. Allerdings beobachteten die Mediziner dabei im Vergleich zu den herkömmlichen Stents ein erhöhtes Risiko, dass sich eine Thrombose bildet. In ihrer Studie haben die Mainzer Kardiologen herausgefunden, dass sich die vermehrten Thrombosen mit einer veränderten Implantationstechnik vermeiden lassen.

"Wir konnten zeigen, dass die Thrombosehäufigkeit dann dramatisch steigt, wenn der Stent beim Einsetzen weniger als 2,4 Millimeter aufgeweitet wird", wird Gori in der Mitteilung zitiert. "Mit der ‚richtigen‘ Implantationstechnik – also wenn der Stent auf mindestens 2,4 Millimeter aufgeweitet wird –, sinkt das Risiko wieder um 73 Prozent."

Alle Nachteile im Griff

Größere Durchmesser hatten hingegen fast keinen Einfluss auf die Thrombosehäufigkeit. "Somit sollte eine Größe von 2,4 Millimeter auf keinen Fall unterschritten werden", unterstreicht Münzel. "Wenn dies bei der Implantation von bioresorbierbaren Stents berücksichtigt wird, unterscheidet sich die Zahl der Thrombosen zwischen herkömmlichen Metallstents und bioresorbierbaren Stents nicht."

So sei der letzte verbliebene Nachteil bei abbaubaren Stents mit der richtigen Operationstechnik in den Griff zu bekommen, betonen beide Forscher unisono.

Die Forscher haben auch den Grund für das erhöhte Thromboserisiko herausgefunden: Die Gitterstreben der abbaubaren Stents sind dicker als Streben von Metallstents, heißt es weiter. Wird der resorbierbare Stent nicht genug aufgeweitet, also weniger als 2,4 Millimeter, liegen die Streben so dicht nebeneinander, dass kaum noch etwas von der Gefäßwand freiliegt.

Das führe dazu, dass Thrombozyten an dieser Stelle durch den vermehrten Kontakt mit dem Fremdkörper aktiviert werden und zu verklumpen beginnen. (eb)

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