Kommentar
Überraschende Einsichten
Schon seit einigen Jahren beschäftigt sich ein Team von Präventionsmedizinern, Epidemiologen und Internisten unter dem Namen GENESIS PRAXY mit dem Problem, ob und wie sich kardiovaskuläre Erkrankungen von Frauen und Männern unterscheiden.
Nun haben sie eine neue Studie zu den Prodromalsymptomen des akuten Koronarsyndroms von jüngeren Patientinnen und Patienten vorgelegt. Sie überrascht gleich in mehrerlei Hinsicht.
Im Gegensatz nämlich zur üblichen Ansicht, wonach kardiale Beschwerden von Frauen nicht so ernst genommen werden wie jene von Männern, war hier kein geschlechtsspezifischer Unterschied in der Versorgung festzustellen.
Nicht minder überraschend ist das geringe Ausmaß dieser Versorgung: In keiner Substanzgruppe überstieg der Verordnungsgrad die Marke von 40 Prozent.
Folgt man den Studienergebnissen, gehen freilich auch nicht einmal die Hälfte derer, die Beschwerden haben, überhaupt zum Arzt. Dabei mag es eine Rolle spielen, dass sich die prodromalen Beschwerden relativ unspezifisch äußern.
Am meisten werden die Betroffenen in den Tagen und Wochen vor dem Koronarsyndrom von großer und ungewohnter Müdigkeit geplagt. Brustschmerzen – noch eine Überraschung – treten nämlich nur bei jedem vierten Patienten vor dem koronaren Akutereignis auf.