Statine bei Herzinsuffizienz: (k)ein Risiko?

Veröffentlicht:

Statine zählen zu den am besten untersuchten Wirksubstanzen. Dennoch gibt es auf der Landkarte der Anwendungsgebiete dieser Lipidsenker noch einen weißen Fleck: die chronische Herzinsuffizienz. Bei den bisher publizierten Studien mit Statinen war eine Herzinsuffizienz stets ein Ausschlußkriterium. Prospektive randomisierte Studien laufen zwar, können jedoch noch nicht mit Ergebnissen dienen.

Faktum ist, daß in der Praxis bereits viele Patienten trotz Herzinsuffizienz mit Statinen behandelt werden. Einige Experten sehen dies mit Sorge, da mögliche Risiken ihrer Ansicht nach nicht auszuschließen sind. Beunruhigt sind sie vor allem durch das in mehreren Studien beobachtete Paradoxon, daß bei Herzinsuffizienz ein hohes Cholesterin - ganz im Gegensatz zur gewohnten Beziehung - mit einer niedrigen Sterblichkeit assoziiert ist.

Ist es demnach ungünstig, bei Herzinsuffizienz das Cholesterin zu senken? Bislang ist man bei der Beantwortung dieser Frage auf retrospektiv analysierte Studiendaten von nicht randomisierten Subkollektiven angewiesen. Ihre wissenschaftliche Beweiskraft ist bekanntlich limitiert.

Retrospektive Analyse ergibt günstige Wirkung der Statine

Immerhin deutet bislang alles in eine positive Richtung. Die bis dato umfangreichste Analyse dieser Art hat Dr. Roberto Latini vorgestellt. Er hat mit Mitarbeitern Daten der Val-HeFT-Studie ausgewertet. In dieser Studie ist die Wirksamkeit von Valsartan bei chronischer Herzinsuffizienz geprüft worden.

Von den 5010 Teilnehmern erhielten 1602 ein Statin. In dieser Subgruppe war die Sterblichkeitsrate nach zwei Jahren signifikant niedriger als in der Gruppe ohne Statine (17,9 vs. 20,3 Prozent). Auch Latini räumte aber ein, daß diese Analyse die dringend benötigten prospektiven Studien nicht ersetzen könne.

Von zwei großen Studien (GISSI-HF und CORONA) werden nun definitive Antworten erwartet. In beiden wird das Statin Rosuvastatin (in Deutschland nicht auf dem Markt) bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz mit Placebo verglichen. (ob)

Mehr zum Thema

Weniger kardiovaskuläre Todesfälle

Mitral-Clip nutzt wohl vor allem Senioren

Entgegen geltender Empfehlung

Acetylsalicylsäure ist bei mechanischer Herzklappe noch immer die Regel

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert