Training bei diastolischer Herzschwäche?

KÖLN (nsi). Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert nicht nur die Symptomatik und die kardiale Funktion von Patienten mit systolischer Herzinsuffizienz, sondern senkt auch das relative Risiko für die Sterblichkeit um 35 Prozent.

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Das hat eine Metaanalyse prospektiv-randomisierter Trainingsstudien im vergangenen Jahr unter Federführung von Professor Rainer Hambrecht vom Herzzentrum Bremen ergeben. Könnte Sport aber auch ein "Medikament mit klarer Indikation und individuell angepasster Dosierung" (Hambrecht) für Patienten mit diastolischer Herzinsuffizienz sein? Vermutlich schon, wie Ergebnisse einer Pilotstudie an drei deutschen Herzzentren (Göttingen, München und Berlin) nahe legen.

Teilnehmer der Studie waren Patienten in NYHA-Stadien II/III

Der Kardiologe Dr. Burkert Pieske, bis vor kurzem an der Uni Göttingen und jetzt an der Uni Graz tätig, hat die Daten der Studie bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention in Köln vorgestellt. 60 Patienten mit diastolischer Herzinsuffizienz (NYHA-Stadien II/III) im Alter über 45 Jahre nahmen teil. Die durchschnittlichen Blutdruckwerte betrugen zu Studienbeginn 148 / 79 mmHg. 40 Probanden nahmen für drei Monate zwei bis drei Mal pro Woche an einem Ausdauer-Kraft-Training teil, 20 Probanden trainierten nicht.

Exspirationsvolumen und Endothelfunktion bessern sich

Die Intensität des Ausdauertrainings lag zu Beginn bei 50 Prozent der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2 max) und wurde dann auf 60 bis 70 Prozent VO2 max gesteigert, erläuterte Pieske. Das Krafttraining zielte vor allem auf die Stärkung der proximalen großen Muskelgruppen ab.

Von 38 Studienteilnehmern liegen bislang Daten vor. Danach erhöhte sich das Exspirationsvolumen durch Training um durchschnittlich 2,5 Milliliter. Zudem besserten sich Endothelfunktion und Lebensqualität in der Gruppe mit dem Sportprogramm im Gegensatz zu den Teilnehmern, die nicht trainierten, berichtete der Kardiologe. "Körperliches Training könnte einen positiven Effekt auf die diastolische Herzinsuffizienz haben", sagte Pieske. Noch aber seien dies vorläufige Daten, die Fragestellung werde weiter untersucht.



STICHWORT

Diastolische Herzinsuffizienz

Ältere Patienten mit Symptomen einer Herzkrankheit wie Belastungsdyspnoe oder Lungenödem, aber mit noch gut erhaltener Funktion des linken Ventrikels: Das ist die typische Gruppe von Patienten mit diastolischer Herzinsuffizienz. Die systolische Pumpfunktion (linksventrikuläre Auswurffraktion) beträgt mindestens 50 Prozent, die klinische Symptomatik beruht auf einem erhöhten Füllungswiderstand des Ventrikels mit verlangsamter Füllung und / oder verminderter Dehnungsfähigkeit. Je schneller die Herzfrequenz, desto kürzer die Diastole. Die klinische Belastbarkeit sollte durch Spiroergometrie (Messung des Exspirationsvolumens) quantifiziert werden. An einer primär diastolischen Herzinsuffizienz leidet Schätzungen zufolge mindestens die Hälfte der herzinsuffizienten Patienten, vor allem ältere Frauen. (nsi)

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