Herzschwäche

Bewegung tut auch der Seele gut

Körperliche Bewegung hält nicht nur Herz und Gefäße gesund, sondern tut auch der Seele gut. Das bewahrheitete sich auch bei Patienten mit Herzinsuffizienz: Depressive Störungen wurden bei ihnen in einer Studie durch Bewegungstraining gebessert.

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Auf dem Laufband: Das dem Geist bei Herzschwäche helfen.

Auf dem Laufband: Das dem Geist bei Herzschwäche helfen.

© Lisa F. Young / fotolia.com

DURHAM (ob). Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz ist früher zur körperlichen Schonung geraten worden. Diese Praxis ist längst obsolet. Statt dessen wird bei Herzschwäche heute ein dosiertes leistungserhaltendes oder gar leistungssteigerndes Bewegungstraining empfohlen.

Die 2009 publizierte HF-ACTION-Studie sollte die brennende Frage beantworten, welche Auswirkungen ein solches Bewegungstraining auf Morbidität und Mortalität bei Herzinsuffizienz hat.

An dieser Studie waren 2331 Patienten mit chronischer systolischer Herzinsuffizienz (Auswurffraktion = 35 Prozent) beteiligt.

Eine Hälfte absolvierte ein strukturiertes aerobes Ausdauertraining das in den ersten drei Monaten aus 36 überwachten Trainingseinheiten (drei Einheiten à 30 Minuten/Woche) bestand.

In den folgenden neun Monaten sollten die Patienten dann alleine zu Hause an fünf Tagen in der Woche trainieren. Die Teilnehmer in der Kontrollgruppe erhielten nur die übliche Behandlung. Die Beobachtungsdauer betrug 2,5 Jahre.

Eine erste Analyse ergab für den primären Studienendpunkt (Gesamtmortalität und Hospitalisierungen) nur eine nicht signifikante Reduktion.

Erst aus einer zweiten Analyse, bei der Adjustierungen für wichtige Prognosefaktoren vorgenommen wurden, resultierte eine moderate, aber signifikante Reduktion der Ereignisrate um 11 Prozent in der Trainingsgruppe im Vergleich zur konventionell behandelten Gruppe.

Jetzt legt die HF-ACTION-Forschergruppe Ergebnisse einer neuen Analyse vor, bei der die mögliche "antidepressive" Wirkung des Bewegungstrainings im Blickpunkt stand (JAMA 2012; 308: 465).

Depressive Störungen sind bei Patienten mit Herzinsuffizienz bekanntlich wesentlich häufiger zu beobachten als in der Normalbevölkerung.

Um das Ausmaß depressiver Symptome zu erfassen, wurde bei den Studienteilnehmern regelmäßig ein BDI-II-Test (Beck-Depressions-Inventar) durchgeführt. Ein BDI-II-Score von 14 oder höher wurde als Hinweis auf klinisch relevante depressive Symptome gewertet. Eine entsprechende Punktezahl erreichten 28 Prozent aller Teilnehmer.

In der Gruppe mit aerobem Training war der mediane BDI-II-Score sowohl nach drei Monaten (8,95 versus 9,70) als auch nach zwölf Monaten (8,86 versus 9,54) jeweils signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe.

Nach Einschätzung der Studienautoren ist dieser Unterschied zwar "bescheiden", aber auch "robust", also dauerhaft. Die Frage nach seiner klinischen Bedeutung lassen sie offen..

Deutlich ausgeprägter war der Unterschied zugunsten des Bewegungstrainings in der Subgruppe der Patienten mit einem Ausgangs-BDI-II-Score von mehr als 14 Punkten.

Bei diesen Patienten mit stärkeren depressiven Symptomen war das Risiko, im Studienzeitraum zu sterben oder wegen Herzinsuffizienz stationär behandelt werden zu müssen, signifikant um 20 Prozent erhöht.

Insbesondere Patienten, bei denen sich die depressive Symptomatik im Studienverlauf weiter verschlechterte, erwiesen sich als gefährdet. Dass sich bei gleichzeitig bestehender Depression die Prognose von Patienten mit Herzinsuffizienz verschlechtert, ist bereits in früheren Studien beobachtet worden.

Ob die in HF-ACTION gezeigte Besserung depressiver Symptome ursächlich zur moderaten Verbesserung der Prognose beigetragen hat, lässt sich anhand der Studiendaten nicht beweisen.

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