Herzinsuffizienz

Neue Behandlungsempfehlungen

Die Europäische Kardiologengesellschaft (ESC) hat neue Leitlinien für die Diagnostik und Therapie von Patienten mit Herzinsuffizienz herausgegeben. Bei der Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) sind die Neuerungen vorgestellt worden.

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Die Europäische Kardiologengesellschaft ESC hat neue Leitlinien zur Behandlung von Patienten mit Herzinsuffizienz herausgegeben.

Die Europäische Kardiologengesellschaft ESC hat neue Leitlinien zur Behandlung von Patienten mit Herzinsuffizienz herausgegeben.

© McPHOTO / imago

HAMBURG (eb). "In den letzten Jahren ist es gelungen, die Prognose und Lebensqualität der Patienten mit Herzinsuffizienz (HI) zu verbessern. Die Neuerungen in Diagnostik und Therapie der HI schlagen sich in den aktualisierten Leitlinien der Europäischen Kardiologengesellschaft ESC nieder", wird Professor Stefan Störk vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz in Würzburg in einer Mitteilung zur Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Hamburg zitiert.

Vergleiche man die Sterblichkeit nach der Diagnose Herzinsuffizienz mit jener bei verschiedenen Krebserkrankungen, so schneide die HI schlechter ab als die meisten Karzinome, teilt die DGK mit.

Störk: "Die ESC Leitlinien von 2012 betonen die Bedeutung des Herz-Ultraschalls zur Diagnosestellung. Darüber hinaus sollte bei allen Patienten mit Verdacht auf HI auch ein EKG und eine Labor-Untersuchung durchgeführt werden." Sei ein Ultraschall nicht in akzeptabler Zeit verfügbar, könne die Bestimmung der natriuretischen Peptide aus dem Blut hilfreich sein.

Auch im Hinblick auf die Behandlung bei HI haben sich Neuerungen ergeben. Störk nennt vor allem eine Aufwertung der Mineralokortikoid-Rezeptor-Antagonisten (MR-Antagonisten).

Drei Säulen der Pharmakotherapie

Diese Wirkstoffe (Spironolacton oder Eplerenon) sollen nun nicht mehr erst bei fortgeschrittener, sondern bereits bei mäßiger HI (NYHA II) zum Einsatz kommen: Studien haben eine Verbesserung der Prognose durch den frühen Einsatz von MR-Antagonisten gezeigt

"Das Therapieprinzip bleibt jedoch gleich und heißt neurohumorale Blockade. Das bedeutet, dass der Stress, der durch verschiedene Botenstoffe auf das kranke Herz ausgeübt wird, reduziert werden soll", wird Störk zitiert.

Daher sind die drei Säulen der Pharmakotherapie ACE-Hemmer, Beta-Blocker und eben die MR-Antagonisten. Neu ist die Substanz Ivabradin, die wie Beta-Blocker die Herzfrequenz reduziert, aber ohne Blutdrucksenkung.

Bei einzelnen Patienten mit sehr schwerer HI kann Ivabradin auch den Beta-Blocker ersetzen, wenn dieser nicht vertragen wird.Ebenfalls früher im Krankheitsverlauf als bisher kann bei ausgewählten Patienten die kardiale Resynchronisations-Therapie eingesetzt werden: ein dem Herzschrittmacher ähnliches, implantierbares Gerät, das dafür sorgt, dass die Pumpleistung der beiden Herzkammern wieder synchron abläuft.

"Multidisziplinäres Management" der Erkrankung empfohlen

Die ESC-Leitlinien nennen auch eine Reihe von Medikamenten, die bei Herzinsuffizienz nicht gegeben werden sollen. Das seien unter anderem NSAR (Anti-Rheumatika), COX-2-Hemmer (Schmerzmittel), Glitazone (Diabetes-Medikamente) sowie Kalzium-Antagonisten (mit Ausnahmen), so die DGK in ihrer Mitteilung.

Ebenfalls neu ist eine Empfehlung für das "multidisziplinäre Management" der Erkrankung. Dieses umfasst die Zusammenarbeit der verschiedenen ärztlichen Disziplinen, aber auch nicht-ärztlicher Berufsgruppen - von der Intensivmedizin bis zum Essen auf Rädern.

Hieß es vor wenigen Jahren noch, Menschen mit Herzinsuffizienz (HI) sollen sich möglichst wenig bewegen, so hat sich das Bild nun komplett gewandelt. "Körperliche, aerobe Bewegung führt zu einer Verbesserung der Belastbarkeit und der Symptome.

Dafür gibt es in den neuen Leitlinien eine IA Empfehlung, also die beste Empfehlungsstärke, die wir haben. Allerdings sollte beim herzinsuffizienten Patienten dieses Training nur nach vorheriger fachärztlicher Kontrolle erfolgen", so Störk.

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