Vorhofflimmern

MAZE-Op zeigt Wirkung

Herz-Op und Vorhofflimmern: Seit langem nutzen Chirurgen diese Gelegenheit zur gleichzeitigen Ablation - und stellen somit wieder einen normalen Sinusrhythmus her. Doch erst jetzt ist die Wirksamkeit erstmals in einer größeren Studie dokumentiert worden.

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Operation: Bei einer Herz-Op zeigt die gleichzeitige Ablation im linken Vorhof den Erregungsablauf wieder ins Lot bringen.

Operation: Bei einer Herz-Op zeigt die gleichzeitige Ablation im linken Vorhof den Erregungsablauf wieder ins Lot bringen.

© BVmed

MÜNCHEN (ob). Die Ablationstherapie bei Vorhofflimmern wird heute in der Regel per Herzkatheter vorgenommen. Vorbild dafür war die chirurgische Ablation (MAZE-Operation).

Damit soll die unkoordinierte Erregung im linken Vorhof durch Anlage eines Musters von vernarbten Ablationslinien (Narbenlabyrinth) am linken Vorhof mittels Kryo- oder Radiofrequenz-Verödung wieder in einen gerichteten und koordinierten Erregungsablauf umgewandelt werden.

Notwendige Operationen etwa wegen einer Herzklappen- oder Koronarerkrankung bieten bei Patienten mit Vorhofflimmern eine Gelegenheit zur gleichzeitigen MAZE-Operation. Der dafür nötige zusätzliche Zeitaufwand ist relativ gering.

Belege für den Nutzen dieser Maßnahme sind allerdings rar. Die vorliegenden Studien sind in der Regel klein und zumeist auf Patienten mit Operationen wegen Mitralinsuffizienz beschränkt.

Eine Team aus Kardiologen und Herzchirurgen um Professor Petr Widimsky aus Prag fasste deshalb den Entschluss, mit einer größeren randomisierten Studie für Klarheit zu sorgen.

Dafür sind 224 Patienten ausgewählt worden, bei denen ein herzchirurgischer Eingriff (Herzklappenersatz oder -rekonstruktion, koronare Bypass-Op) geplant war. Bei der Hälfte der Patienten wurde zusätzlich eine Ablation nach der MAZE-Methode vorgenommen, bei der anderen Hälfte darauf verzichtet.

Widimsky hat die Studie beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) in München in einer Studien-"Hotline" vorgestellt. Sie ist zeitgleich im publiziert worden (Eur Heart J 2012; online 28. August).

Häufiger Sinusrhythmus nach MAZE-Operation

Die Ergebnisse der 24-stündigen Langzeit-EKG-Messung nach einem Jahr belegen den Erfolg der chirurgischen Ablation. Zu diesem Zeitpunkt bestand bei 60,2 Prozent aller Patienten der MAZE-Gruppe Sinusrhythmus, im Vergleich zu 35,5 Prozent in der Nicht-MAZE-Gruppe.

Signifikant war der Unterschied allerdings nur in der Subgruppe der Patienten, die vor der Operation ein lang anhaltendes persistierendes Vorhofflimmern hatten (53,2 versus 13,9 Prozent).

Von den Patienten mit paroxysmalem oder persistierendem Vorhofflimmern befanden sich viele auch ohne MAZE-Operation nach einem Jahr im Sinusrhythmus, sodass hier die Unterschiede nicht signifikant waren.

Die Rate perioperativer Komplikationen war in der MAZE-Gruppe nicht erhöht, sondern sogar tendenziell niedriger (10,3 versus 14,7 Prozent).

Auf die Häufigkeit von klinischen Ereignissen hatten die höhere Rate an Sinusrhythmus in der MAZE-Gruppe allerdings keinen Einfluss: Die Inzidenzraten für die Ereignisse Tod, Schlaganfall, schwere Blutungen oder durch Herzinsuffizienz bedingte Hospitalisierungen unterschieden sich nach einem Jahr nicht signifikant.

Das ist allerdings nur ein vorläufiges Ergebnis, da für die Nachbeobachtung fünf Jahre eingeplant sind.

Eine definitive Antwort auf die Frage, ob künftig vor allem bei operierten Patienten mit lang anhaltendem persistierendem Vorhofflimmern die MAZE-Operation als Zusatzmaßnahme indiziert sein sollte, wollte Widimsky deshalb zum jetzigen Zeitpunkt nicht geben.

Als positives Ergebnis der Studie hob er hervor, dass damit auch die Sicherheit der MAZE-Operation dokumentiert worden sei.

Kommentatoren üben kräftig Kritik

Kritik melden allerdings die Leipziger Kardiologen Professor Gerhard Hindricks und Dr. Christopher Piorkowski als Autoren eines Editorials zur publizierten Studie an (Eur Heart J 2012; online 28. August).

In ihren Augen ist ein einziges 24-Stunden-Langzeit-EKG nach einem Jahr kein ausreichendes Monitoring, mit dem sich rezidivierendes Vorhofflimmern sicher nachweisen oder ausschließen lässt.

Überrascht zeigen sie sich darüber, dass ausgerechnet bei Patienten mit paroxysmalem Vorhofflimmern, die von der kathetergestützten Ablation am meisten profitieren, die chirurgische Ablation ohne Wirkung blieb.

Diese Beobachtung widerspreche allen bisherigen Berichten zur kathetergestützten oder chirurgischen Ablation.

Unverständlich erscheint ihnen auch die im Studienprotokoll enthaltene Empfehlung, bei augenscheinlich bestehendem Sinusrhythmus die orale Antikoagulation abzusetzen. Sie stehen nicht im Einklang mit den Leitlinien-Empfehlungen.

Alles in allem habe die Studie mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben, so das Fazit.

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