Vorhofflimmern

Intervall-Training hilft

In den Leitlinien zum Vorhofflimmern gibt es bislang keine Empfehlungen zu sportlichen Aktivitäten. Dabei kann aerobes Intervalltraining die Krankheitslast deutlich reduzieren.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:

TRONDHEIM. Bei vielen Vorhofflimmernpatienten ist allein aufgrund von Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, KHK oder Diabetes eine Steigerung der körperlichen Aktivität zu empfehlen. Wie sich die sportliche Betätigung auf das Vorhofflimmern selbst auswirkt, war bislang allerdings unklar.

 Einige Studien deuteten zwar darauf hin, dass Sport vor der Rhythmusstörung schützen kann. In einer anderen Studie wurde dagegen ein Zusammenhang zwischen Leistungssport und einer erhöhten Inzidenz von Vorhofflimmern beobachtet.

Befürchtungen, dass maßvolles Training für Vorhofflimmernpatienten schädlich sein könnte, sind nach einer aktuellen Studie der Universität Trondheim jedoch unbegründet. Im Gegenteil: Patienten mit paroxsymalem oder persistierendem Vorhofflimmern, die sich an einem aeroben Intervalltraining beteiligten, hatten weniger Vorhofflimmern als Patienten ohne ein solches Training (Circulation 2016; 133: 466).

Die 51 Teilnehmer der Studie waren unter antiarrhythmischer Therapie symptomatisch, 41 hatten sich wegen einer Ablation vorgestellt. Sie wurden randomisiert der Trainingsgruppe (n =26) oder der Kontrollgruppe (n = 25) zugeteilt. Beim zwölfwöchigen Trainingsprogramm mussten sie dreimal pro Woche viermal vier Minuten lang bei 85 bis 95 Prozent der maximalen Herzfrequenz auf einem Laufband gehen oder rennen, unterbrochen von dreiminütigen Erholungsphasen mit 60 bis 70 Prozent der maximalen Frequenz.

Für ein Intervalltraining hatten sich die Ärzte um Dr. Vegard Malmo entschieden, weil "im Vergleich zu einem kontinuierlichen Training höhere Belastungsintensitäten und damit größere biologische Effekte erreicht werden". Patienten der Kontrollgruppe sollten ihre bisherigen Bewegungsgewohnheiten beibehalten.

Die Zeit mit Vorhofflimmern, der primäre Studienendpunkt, wurde mithilfe eines implantierten Loop-Rekorders kontinuierlich gemessen, beginnend vier Wochen vor und endend vier Wochen nach der Intervention. Eine Zunahme dieser Zeit erfuhren 16 Kontrollpatienten und drei Patienten aus der Sportgruppe.

 Zu einem Rückgang kam es bei fünf bzw. zehn Patienten. Im Mittel verlängerte sich in der Kontrollgruppe die Zeit mit Vorhofflimmern von 10,4 Prozent in den ersten auf 14,6 Prozent in den letzten vier Wochen, in der Trainingsgruppe schrumpfte sie von 8,1 Prozent auf 4,8 Prozent. Der Unterschied von gerundet 7,6 Prozentpunkten zwischen den beiden Gruppen war hochsignifikant.

Die Differenz erhöhte sich sogar noch etwas - auf 8,4 Prozentpunkte -, wenn leichte Abweichungen zwischen den Gruppen bei Alter, Gewicht und systolischem Blutdruck berücksichtigt wurden. Auch wenn die 15 Patienten, die im Studienzeitraum keine Flimmerepisode hatten, aus der Auswertung herausgenommen wurden, blieb der Vorteil durch die Intervention erhalten.

Die Verkürzung des Vorhofflimmerns bei den sportlich aktiven Patienten schlug sich in einer Reduktion von Häufigkeit und Schweregrad der Symptome sowie in einer besseren gesundheitsbezogenen Lebensqualität nieder. Zusätzlich verbesserten sich die maximale Sauerstoffaufnahme, die Funktion des linken Atriums und Ventrikels, die Blutfette und der BMI.

Die Unterschiede zur Kontrollgruppe waren bei allen Parametern signifikant. In der Trainingsgruppe zeichnete sich außerdem ein Trend zu einer geringeren Zahl von Kardioversionen und Krankenhauseinweisungen ab. Negative Auswirkungen des Intervalltrainings wurden nicht beobachtet.

Laut den norwegischen Ärzten stellt die mit dem Training verbundene Reduktion von Vorhofflimmernzeit und -symptomen "einen wichtigen klinischen Nutzen" dar. Damit gebe es immer mehr Evidenz, dass körperliche Aktivität bei Vorhofflimmern einen protektiven Effekt habe. Gegenteilige Beobachtungen seien ausschließlich dann gemacht worden, wenn über lange Zeiträume mit sehr hoher Intensität trainiert worden sei.

"Die Daten sprechen dafür, dass Empfehlungen zu moderater bis starker körperlicher Anstrengung für mindestens 30 bis 40 Minuten und drei- bis viermal pro Woche auch auf Patienten mit Vorhofflimmern anwendbar sind", so die Autoren.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar auf Seite 2

Mehr zum Thema

Interview

Antikoagulieren, wenn der Herzschrittmacher Vorhofflimmern detektiert?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken