Vorhofflimmern

Prävention je nach Geschlecht?

Die Risikofaktoren, an einem Vorhofflimmern zu erkranken, unterscheiden sich offenbar bei Mann und Frau. Wird es Zeit für eine geschlechtsspezifische Prävention?

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MANNHEIM. Unterschiedliche Zusammenhänge zwischen klassischen Risikofaktoren und Vorhofflimmern (VHF) bei Frauen und Männern könnten Hinweise auf Unterschiede bei Entstehung und Entwicklung der Herzrhythmusstörung geben.

Das teilt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) anlässlich ihrer Jahrestagung mit. Neue Studienergebnisse legten die Suche nach geschlechtsspezifischen Präventionsstrategien nahe.

Privatdozentin Dr. Renate Schnabel vom Universitären Herzzentrum Hamburg untersuchte in Querschnittsanalysen der Gutenberg Gesundheitsstudie mit mehr als 15.000 Teilnehmern klassische Risikofaktoren, häufige Symptome, kardiale Struktur und Funktion sowie Begleiterkrankungen bei Menschen mit VHF, heißt es in der Mitteilung.

Dabei zeigte sich, dass Männer im Vergleich zu Frauen mehr kardiovaskuläre Risikofaktoren sowie mehr kardiovaskuläre Erkrankungen hatten.

Nach weiterer Verfeinerung des Studiendesigns blieben Geschlechterunterschiede bezüglich HDL- und LDL-Cholesterin im Zusammenhang mit VHF bestehen: Frauen mit VHF hatten im Schnitt ein um 3,4 mg/dl niedrigeres HDL-Cholesterin als Frauen ohne VHF, während sich bei Männern hier kein Zusammenhang zeigte.

Keine Zusammenhänge bei Frauen festgestellt

Bei Frauen wiederum ließen sich keine Zusammenhänge zwischen LDL-Cholesterin und VHF nachweisen, wohingegen bei männlichen VHF-Patienten ein um durchschnittlich 8,1 mg/dl niedrigeres LDL-Cholesterin gemessen wurde, so die Mitteilung.

Sowohl Frauen als auch Männer hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit, gleichzeitig mit dem VHF auch an einer koronaren Herzerkrankung oder Herzinsuffizienz zu leiden oder einen Schlaganfall zu bekommen.

Hier zeigten sich keine Geschlechterunterschiede, ebenso wenig bei Symptomen oder bei kardialer Struktur und Funktion.

In der Langzeitstudie FINRISK (38.333 Teilnehmer) wurde ebenfalls am Universitäten Herzzentrum Hamburg der Zusammenhang zwischen klassischen Risikofaktoren und dem Auftreten von VHF über den Zeitraum von maximal 28 Jahren bestimmt. Bei Männern seien mehr VHF-Fälle (8,1 Prozent) aufgetreten als bei Frauen (5,5 Prozent).

Risikoprofil bei Männern ungünstiger

Das kardiovaskuläre Risikoprofil und Lipidprofil bei der Ausgangsuntersuchung sei bei Männern ungünstiger als bei Frauen gewesen. Geschlechterunterschiede wurden beobachtet für den Zusammenhang von VHF und Bluthochdruck, HDL-Cholesterin und Gesamtcholesterin-Konzentrationen.

Das Risiko für VHF assoziiert mit Bluthochdruck war bei Frauen größer als bei Männern. Eine höhere Konzentration von HDL-Cholesterin war assoziiert mit einem niedrigeren Risiko für VHF bei Frauen, nicht jedoch bei Männern.

"Wenn unsere Beobachtungen unterschiedlicher Assoziationen von klassischen Risikofaktoren mit Vorhofflimmern bestätigt werden, kann dies Hinweise auf eine unterschiedliche Pathogenese von Vorhofflimmern geben", wird Schnabel in der DGK-Mitteilung zitiert.

"Diese Ergebnisse legen zudem die Suche nach möglichen geschlechtsspezifischen Präventionsstrategien nahe." (eb)

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