Registerdaten
Schlaganfall oft erster Hinweis auf Vorhofflimmern
In Deutschland sind die meisten Patienten mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern (VHF) asymptomatisch oder oligosymptomatisch, belegen Registerdaten. Sie hatten vor Einschluss ins Register mehr Insulte als Patienten mit symptomatischem VHF.
Veröffentlicht:MANNHEIM. GLORIA-AF (Global Registry on Long-Term Oral Antithrombotic Treatment in Patients with Atrial Fibrillation) ist ein globales Register, in dem weltweit bis zu 56.000 Patienten mit neu diagnostiziertem VHF und zusätzlichen Risikofaktoren für einen Schlaganfall unter Alltagsbedingungen nachbeobachtet werden.
Das Register soll zum einen Aufschluss darüber geben, welche Patientencharakteristika die Wahl der antithrombotischen Therapie bei Patienten mit neu diagnostiziertem nicht valvulärem Vorhofflimmern (NVAF) und zusätzlichen Risikofaktoren für einen Schlaganfall in verschiedenen Regionen der Welt beeinflussen. Zum anderen sollen die Art der antithrombotischen Therapie beschrieben und Daten zur Sicherheit und Zuverlässigkeit der Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten und neuen oralen Antikoagulanzien in der klinischen Praxis gesammelt werden. In einer Subanalyse des GLORIA-AF-Registers hat eine Untersuchergruppe um Dr. Steffen Christow aus Ingolstadt nun Patienten mit asymptomatischem / oligosymptomatischem sowie mit symptomatischem VHF deutschlandweit genauer unter die Lupe genommen. Christow hat die Ergebnisse des Vergleichs bei der DGK-Jahrestagung vorgestellt.
Teilnehmer am Register sind konsekutive Patienten mit neu diagnostiziert nicht valvulärem VHF und Risikofaktoren für einen Schlaganfall (CHA2DS2-VASc Score= 1). Die Einteilung gemäß der Symptomatik erfolgte anhand der European Heart Rhythm Association (EHRA)-Klassifikation: asymptomatisch/oligosymptomatisch = EHRA I-II; symptomatisch = EHRA III-IV.
Dreifach höhere Schlaganfallrate
Das Ergebnis: Von den insgesamt 1216 in der Substudie analysierten Patienten mit neu diagnostiziertem VHF waren die meisten – nämlich 747 (61 Prozent) – asymptomatisch oder oligosymptomatisch. Von diesen Patienten hatten 17,8 Prozent bereits vor Einschluss in das Register einen Schlaganfall erlitten. Mit nur 6 Prozent war der entsprechende Anteil in der Subgruppe mit symptomatischem VHF deutlich niedriger.
Asymptomatische und oligosymptomatisch Patienten waren älter (42,8 vs. 38,8 Prozent über 75 Jahre), und häufiger männlich (59,4 vs. 51,2 Prozent), sie hatten zudem öfter permanentes Vorhofflimmern als symptomatische Patienten (10,2 vs. 4,5 Prozent). Der Anteil an Patienten mit Herzinsuffizienz (18,1 vs. 36,2 Prozent) oder erniedrigter linksventrikulärer Ejektionsfraktion von < 40 Prozent (28,9 vs. 37,1 Prozent) war dagegen in der Gruppe mit asymptomatischem / oligosymptomatischem VHF niedriger.
Das Schlaganfallrisiko, gemessen am CHA2DS2-VASc-Score, war in beiden Gruppen gleich (3,4 ± 1,5), während das Blutungsrisiko entsprechend dem HAS-BLED-Score bei den asymptomatischen/ oligosymptomatischen Patienten signifikant höher war (1,4 ± 1,0 vs. 1,3 ± 0,8).
Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass in Deutschland fast zwei Drittel aller Patienten mit neu diagnostiziertem, nicht valvulärem VHF asymptomatisch oder oligosymptomatisch sind. Asymptomatisches VHF ist häufig und kann lange unentdeckt bleiben. Nicht selten ist der Schlaganfall die erste klinische Manifestation dieser Arrhythmie.
VHF bleibt länger unentdeckt
Die dreifach höhere Schlaganfallrate bei Patienten mit asymptomatischen / oligosymptomatischen VHF ist nach Einschätzung der Autoren am ehesten durch die längere Dauer des unentdeckt gebliebenen VHF zu erklären. Die Ergebnisse stützen nach ihrer Ansicht die Forderung nach öffentlichen Programmen zur möglichst frühzeitigen Detektion von VHF in der Allgemeinbevölkerung.
Weitere Informationen zur Kardiologie: www.springermedizin.de
GLORIA-AF
- Das GLORIA-AF* Register soll Aufschluss darüber geben, welche Patientencharakteristika die Wahl der antithrombotischen Therapie bei Patienten mit neu diagnostiziertem nicht valvulärem VHF und zusätzlichen Risikofaktoren für einen Schlaganfall beeinflussen.
- Auch sollen die Art der antithrombotischen Therapie beschrieben und Daten zur Sicherheit und Zuverlässigkeit der Antikoagulation gesammelt werden.
*Global Registry on Long-Term Oral Antithrombotic Treatment in Patients with Atrial Fibrillation