Bindegewebs-Schwäche kann zu Apoplexie führen

WIESBADEN (grue). Eine Forschergruppe des Kompetenznetzes Schlaganfall hat einen Hauttest entwickelt, mit dem eine Bindegewebsschwäche der Arterienwände als Ursache für Schlaganfälle nachgewiesen werden kann.

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Jährlich bekommen bis zu 2000 meist junge Menschen in Deutschland einen Schlaganfall nach spontaner Dissektion hirnversorgender Arterien. Die Ursache dafür war bislang nicht bekannt. Jetzt hat eine Gruppe um Privatdozent Tobias Brandt von den Schmiederkliniken in Heidelberg eine geringfügige Veränderung im Bindegewebe als Grund für den Gefäßdefekt ausgemacht.

Bei der elektronenmikroskopischen Untersuchung von Hautbiopsien von 200 Schlaganfall-Patienten mit Dissektionen fanden die Wissenschaftler bei mehr als der Hälfte Unregelmäßigkeiten in der Bindegewebsstruktur, darunter bei sämtlichen Patienten mit wiederholten Schlaganfällen: Die Betroffenen haben auffallend gekräuselte Kollagenfibrillen. In den Arterienwänden gab es ähnliche Defekte.

"Die markante Bindegewebsschwäche scheint das Risiko für Dissektionen deutlich zu erhöhen", sagte der Sprecher des Kompetenznetzes Schlaganfall, Professor Arno Villringer aus Berlin. Der Hauttest zeige einen generellen Bindegewebsdefekt an, der vermutlich auf einer monogenetischen Mutation auf dem Chromosom 15 beruhe. Erst wenn der genetische Hintergrund aufgedeckt ist, kann ein kostengünstiger Labortest entwickelt werden.

"Der Hauttest ist dagegen zu aufwendig, um alle Patienten mit Dissektionen und deren nahe Verwandte zu untersuchen", sagte Villringer. Das sei aber notwendig, um Risikopatienten zu erkennen und sie vorsorglich zu beraten. So sollten Patienten mit erhöhtem Dissektions-Risiko auf Sportarten mit ruckartigen Bewegungen und auf chiropraktische Behandlungen verzichten.



STICHWORT

Kompetenznetze Telematikplattform

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert insgesamt 17 Kompetenznetze wie das zu Schlaganfall und anderen wichtigen Krankheitsbildern mit einem Gesamtvolumen von 225,5 Millionen Euro zunächst bis 2008. In den Netzen arbeiten Wissenschaftler, Kliniker, niedergelassene Ärzte und Patientengruppen eng zusammen.

Das hohe Forschungsniveau in den Kompetenznetzen spiegelt sich in einer Vielzahl von wissenschaftlichen Publikationen wider, die Praxisrelevanz kommt in systematischen Übersichtsarbeiten und Leitlinien zum Ausdruck.

Gemeinsam haben die Netzwerke eine Telematikplattform gegründet, die sich unter anderem um die elektronische Zusammenführung von Patientendaten unter Wahrung des Datenschutzes bemüht. Außerdem werden standardisierte Patienteneinwilligungs-Erklärungen und Leitlinien zur Verwendung von Software bei klinischen Studien entwickelt und umgesetzt.

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