Test von Alteplase und Abciximab als Option bei zerebraler Ischämie

MÜNSTER (grue). Die von Kardio-logen als Thrombozytenhemmer verwendeten Glykoprotein-IIb/IIIa-Rezeptor-Antagonisten Tirofiban und Abciximab können womöglich die Lyse nach Apoplexie verbessern.

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Zwei Pilotstudien mit diesen selektiven Thrombozytenhemmern wurden bei einer Neurologie-Tagung in Münster vorgestellt. An der Universität Dresden wurde der monoklonale Antikörper Abciximab (Reopro®) bei Patienten mit akuter zerebraler Ischämie mit und ohne Media-Verschluß für eine Lyse-Therapie jenseits der Drei-Stunden-Grenze geprüft.

Für diese Patienten ist die optimale Therapie unklar, weil der Gewebe-Plasminogenaktivator Alteplase dann nicht mehr angewendet werden darf. Daran hat Dr. Ulf Becker aus Dresden erinnert. In einem Heilversuch mit 34 Patienten setzten die Dresdner Neurologen Abciximab allein oder - bei Gefäßverschluß - kombiniert mit Alteplase ein. Dazu wurde die Alteplase-Dosis halbiert.

Der mittlere Lysezeitpunkt lag bei 6,5 Stunden nach Symptom-Beginn. Bei einem Drittel der Patienten seien asymptomatische intrakraniale Blutungen, aber bei keinem eine klinisch manifeste Blutung aufgetreten, sagte Becker. Die Rekanalisationsrate war hoch. Der neurologische Status verbesserte sich beträchtlich.

"Für Patienten mit ischämischem Schlaganfall, bei denen auch nach mehr als drei Stunden noch lebendes Hirngewebe vermutet wird, ist die Therapie mit Abciximab und Alteplase eine vielversprechende Option", sagte Becker. Die Therapie soll demnächst in der KOSTAS-Studie (Kombinierte systemische Lyse beim akuten Schlaganfall) weiter geprüft werden.

In einer Pilotstudie mit 47 Schlaganfall-Patienten an der Uni Düsseldorf ging es nicht um die zeitliche Ausdehnung, sondern um die Verstärkung der Lyse-Wirksamkeit. Dafür wurde Alteplase mit dem GP-Rezeptorblocker Tirofiban (Aggrastat®) kombiniert.

So konnte mehr Hirngewebe vor dem Absterben gerettet werden: Bei Kombitherapie starb nur die Hälfte des infarktgefährdeten Gewebes ab, bei einer Lyse nur mit Alteplase waren es 70 Prozent, und in der Kontrollgruppe ohne Lyse ging fast die ganze minderdurchblutete Zone - die Penumbra - in einen Hirninfarkt über.

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