Option bei Hirninfarkt: Lyse plus Plättchenhemmer

WIESBADEN (grue). Patienten mit ischämischen Schlaganfall profitieren womöglich von einer antithrombotischen Therapie mit Tirofiban - allein oder in Kombination mit einer Lyse.

Veröffentlicht:

Wird zum Beispiel der Gewebe-Plasminogenaktivator Alteplase mit dem GPIIb/IIIa-Rezeptorblocker Tirofiban (Aggrastat®) kombiniert, beträgt die Rekanalisierungsrate nach Mediaverschlüssen 68 Prozent.

Außerdem gibt es damit weniger erneute Gefäßverschlüsse als mit einer Lyse-Therapie ohne Zugabe von Tirofiban. Auch die Rate für schwere zerebrale Blutungen könne durch die Kombitherapie von zwölf auf sieben Prozent gesenkt werden, sagte Professor Mario Siebler aus Düsseldorf bei einer MSD-Veranstaltung in Wiesbaden.

Dies sei aber nicht das einzige mögliche Einsatzgebiet für Tirofiban beim Schlaganfall. "Es kommt außerdem eine Monotherapie mit dem hochselektiven Plättchenadhäsionshemmer in Frage, und zwar auch noch jenseits der kurzen Zeitspanne, in der eine Lyse vorgenommen werden muß".

Das gelte vor allem für Schlaganfall-Patienten mit kleinen Hirnembolien (Mikroembolien), bei denen der GPIIb/IIIa-Antagonist die Ausbildung von größeren Embolien verhindern soll.

In einer multizentrischen, vom Kompetenznetz Schlaganfall initiierten Studie wird dieses Konzept derzeit geprüft. An SATIS (Safety of Tirofiban in Acute Stroke) haben 265 Patienten mit akutem ischämischen Schlaganfall teilgenommen, die innerhalb von 22 Stunden nach Insultbeginn mit Tirofiban oder Placebo für jeweils 48 Stunden behandelt wurden. Bisher liegen Daten zur Sicherheit der Therapie vor.

    Monotherapie wird in einer Studie geprüft.
   

"Demnach ist das zerebrale Blutungsrisiko bei Tirofiban nur minimal erhöht", so Siebler. "Von einer solchen Behandlung könnten besonders Schlaganfall-Patienten mit stark aktivierten Thrombozyten profitieren".

Denn laborchemische Untersuchungen haben ergeben, daß die Thrombozyten in der Akutphase des Schlaganfalls mitunter über Stunden und Tage aktiviert sind. Folge der Aktivierung sind erneute Gefäßverschlüsse und Mikrozirkulationsstörungen. Das soll durch antithrombotische Therapie vermieden werden.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen