Gesunde Hirnhälfte stört Motorik bei Schlaganfall

Veröffentlicht:
Sebastian Kaulitzki©www.fotolia.de

Sebastian Kaulitzki©www.fotolia.de

© www.fotolia.de

MÜNCHEN (wst). Motorische Defizite nach einem Schlaganfall sind nicht nur durch Störungen in der geschädigten Hirnhälfte bedingt. Auch die gesunde Hirnhälfte trägt mitunter dazu bei, wenn sie durch fehlende hemmende Signale überaktiv ist. Dagegen wird derzeit die transkranielle Magnetstimulation geprüft.

Hebt ein Gesunder etwa die rechte Hand, ist mittels fMRT eine deutliche Aktivität im linksseitigen motorischen Kortex nachweisbar, dagegen zeigt die kontralaterale Hirnhälfte keine sonderliche Aktivität. Ganz anders ist es dagegen bei Patienten in der Frühphase nach einem Schlaganfall. Beim Versuch, die gelähmte rechte Hand zu heben, präsentieren sich linke und rechte Gehirnhälfte im fMRT gleichermaßen hoch aktiv. Darauf hat Professor Gereon Fink von der Neurologischen Universitätsklinik Köln hingewiesen. Offensichtlich ist die geschädigte linke Hirnhälfte nicht in der Lage, eine physiologische Hemmung des kontralateralen Bewegungszentrums zu gewährleisten, so Fink auf einem Neurophysiologie-Kongress in München.

Die gewollte motorische Ausführung wird dadurch zusätzlich erschwert. Und wahrscheinlich werden auf diese Weise auch dauerhafte Fehlanpassungen motorischer Funktionen begünstigt. An Finks Klinik wird deshalb versucht, per fMRT nachgewiesene Überaktivitäten des motorischen Kortex der gesunden Hirnhälfte per niederfrequenter transkraniellen Magnetstimulation (TMS) zu drosseln. Die noch in der Prüfungsphase befindliche Therapie wird derzeit am vierten Tag nach einem akuten Schlaganfall begonnen und dann drei Wochen lang einmal täglich 10 bis 20 Minuten lang fortgeführt. Zwar hält der beabsichtigte Hemmeffekt akut nicht wesentlich länger an als man tatsächlich stimuliert. Die kurze Zeit kann jedoch von Physiotherapeuten genützt werden, um störungsfreie physiologische Bewegungsabläufe einzuüben.

Mehr zum Thema

Embolischer Schlaganfall mit unklarer Quelle

Kardio-MRT nach ESUS fördert oft relevante Befunde zutage

Neuroophthalmologischer Lifehack

Hemianopsie lässt sich auch per Telefon diagnostizieren

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“