Schlaganfall

Zweite STEMO-Studie startet

Schnell ist es, sicher auch: Jetzt soll das Schlaganfall-Einsatzfahrzeug STEMO auch noch nachweisen, dass Schlaganfallpatienten langfristig davon profitieren, wenn sie bereits im Notarztwagen eine CT erhalten. In wenigen Wochen startet die klinische Studie.

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BERLIN. Vielen Unkenrufen zum Trotz hat sich das rund eine Million Euro teure "Schlaganfall-Einsatzmobil" (STEMO) in der Berliner Notfallversorgung etabliert.

Das von Charité Berlin und Berliner Feuerwehr betriebene Fahrzeug fährt seit vier Jahren im Mittel sechs Einsätze pro Tag. Ungefähr ein Drittel der Berliner Bevölkerung lebt in seinem Einzugsbereich. Immer wieder ist das bullige Gefährt auf den Straßen zu sehen.

Wie mehrfach berichtet, konnten die Berliner Neurologen um Professor Heinrich Audebert in einer kontrollierten Studie zeigen, dass die Zeit bis zum Beginn einer Lyse bei Nutzung des STEMO im Mittel um 25 Minuten verkürzt wird. Auch steigt der Anteil der Patienten, die eine Lyse bekommen.

"Mittlerweile gelingt es uns, einen von drei Patienten in der ersten Stunde nach dem Schlaganfall zu behandeln", so Audebert bei einer Veranstaltung im Vorfeld der Medica Education Conference, die im November zeitgleich mit der Medizinmesse Medica in Düsseldorf stattfindet.

Immer noch viele Kritiker

Schlaganfallpatienten, die innerhalb einer Stunde behandelt werden, haben Audebert zufolge im Vergleich zu allen anderen Schlaganfallpatienten eine etwa doppelt so hohe Chance, direkt nach Hause entlassen zu werden.

Zudem hilft das STEMO in Zeiten der mechanischen Thrombektomie bei der Triage der Patienten: "Ab einem bestimmten Schweregrad machen wir im STEMO regelhaft eine CT-Angiografie. So können wir geeignete Patienten direkt in ein Zentrum bringen, das die mechanischen Verfahren anbietet."

Trotz all dieser Vorteile gibt es immer noch viele Kritiker dieses Versorgungskonzepts. Zu teuer, lautet der Vorwurf, vor allem angesichts der Tatsache, dass bisher zwar eine schnellere Versorgung, nicht aber ein Vorteil bei Sterblichkeit oder dem Grad der langfristigen Behinderung gezeigt werden konnte.

In der ersten randomisierten STEMO-Studie war diese Analyse nicht möglich, da die Datenschützer den Ärzten untersagt hatten, Patienten, die vorher teilweise nicht in die Studie einwilligen konnten, später noch einmal zu kontaktieren.

Ein zweites Fahrzeug

Mittlerweile gebe es aber eine Lösung für dieses Problem, so Audebert. Deswegen soll im Oktober, spätestens November, die nächste große Studie mit dem STEMO starten: "Sie wird hoffentlich den endgültigen Nachweis bringen, dass wir eine relevante Prognoseverbesserung erreichen."

Für die neue Studie wird es ein zweites Fahrzeug geben. Kooperationspartner ist diesmal das Unfallkrankenhaus Berlin im Stadtteil Marzahn. Damit bekommen jetzt auch die weit östlich liegenden Stadtteile Zugang zu einem rollenden CT-Gerät samt Neurologen und Teleradiologie.

Um in Sachen Kosten solidere Zahlen liefern zu können, haben die Berliner außerdem bei dänischen Ökonomen eine unabhängige Kosten-Nutzen-Analyse zum STEMO in Auftrag gegeben.

Die spricht gegen die These, dass das Modell überteuert ist: 30.000 Euro kostet demnach ein qualitätsadjustiertes Lebensjahr (QALY), nicht billig, aber auch noch ein Stück von jenen 40.000 bis 50.000 Euro entfernt, die international bei neuen Therapien als noch vertretbar angesehen werden.

Allerdings: Die Kosten pro QALY wurden unter Berliner Bedingungen ermittelt, das heißt bei einem STEMO, das nahe an der Komplettauslastung fährt. A

uf dem Land wäre das Ergebnis weniger günstig, nicht zuletzt weil wegen der größeren Entfernungen viel weniger Patienten versorgt werden können. Audebert sieht das auch so: "Das ist im Moment eher was für Ballungsräume." (gvg)

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