Ein bis zwei Ziegen liefern pro Jahr soviel Antithrombin wie 10 000 Plasmaspender

WIEN (urm/hub). Tiere als Bioreaktoren - das ist bereits Wirklichkeit. So wird aus der Milch transgener Ziegen Antithrombin gewonnen. Eine Ziege liefert im Jahr etwa 500 bis 1000 Gramm des Wirkstoffs.

Mit herkömmlicher plasmatischer Herstellung müssten für diese Menge bis zu 50 000 Spender zur Ader gelassen werden. Die Ziegen sind also hochproduktiv. Damit sie den Wirkstoff liefern, wurde das für humanes Antithrombin kodierende Gen in einem aufwändigen Entwicklungsprozess in das Erbgut der Tiere eingeschleust. Es wurde an einen für die Milchproduktion zuständigen Promoter gekoppelt, berichtete Dr. Sean Evans von GTC Biotherapeutics.

Sieht niedlich aus und ist ein hochproduktiver Arzneilieferant: Eine transgene Ziege liefert pro Jahr fast ein Kilogramm Antithrombin.

Sieht niedlich aus und ist ein hochproduktiver Arzneilieferant: Eine transgene Ziege liefert pro Jahr fast ein Kilogramm Antithrombin.

© Foto: tomo jesenicnikfotolia.com

Obwohl über transgene Ziegen gewonnen, ist die Aminosäuresequenz des rekombinanten Antithrombin alfa (ATryn®) mit der Sequenz von humanem Antithrombin identisch. Nahezu identisch ist auch die biologische Aktivität.

Nur bei der Affinität zu Heparin, das die Wirkung von Antithrombin verstärkt, gibt es einen Unterschied: Sie ist dank modifizierter Seitenketten beim rekombinanten Antithrombin etwa viermal so hoch wie bei herkömmlich aus Spenderplasma gewonnenem Antithrombin. Mit etwa zehn Stunden sei die Plasmahalbwertszeit kürzer, so Evans bei einem von LEO Pharma veranstalteten Symposium in Wien.

Eine perioperative Substitution mit Antithrombin alfa komme besonders dann in Betracht, wenn sich bei Thrombophilie-Patienten das Risiko thromboembolischer Ereignisse mit Heparin nicht ausreichend senken lässt. Das seien vor allem Patienten mit hereditärem Antithrombin-Mangel.

In einer Phase-III-Studie hat sich ATryn® dabei als effektive und verträgliche Alternative zu herkömmlichen Plasmaprodukten erwiesen. Bei keinem von 14 Hochrisikopatienten kam es im 30-tägigen Beobachtungszeitraum zu einem klinisch manifesten thromboembolischen Ereignis.

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