Nach Schädel-Op

Marker im Blut weist Thrombosen nach

Für D-Dimere gibt es einen bestimmten postoperativen Schwellenwert, der zuverlässig auf venöse Thrombosen nach einer Schädeloperation hinweisen kann. Das haben Forscher aus Halle jetzt herausgefunden.

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HALLE. D-Dimere werden gemessen, um venöse Thrombosen ausfindig zu machen oder diese auszuschließen. Nach Operationen wurde auf diese Bestimmung bisher verzichtet, da der D-Dimer-Wert - so die Annahme - immer nach Operationen ansteigt und damit nicht zuverlässig auf Thrombosen hindeuten kann, teilt die Universitätsklinik Halle mit.

Forscher der halleschen Universitätsklinik und Poliklinik für Neurochirurgie haben jedoch herausgefunden, dass es einen bestimmten postoperativen Schwellenwert gibt, der doch zuverlässig auf die lebensgefährlichen Thrombosen nach einer Schädeloperation hinweisen kann und sich vom "normalen" D-Dimere-Anstieg nach Operationen unterscheidet.

Die Ergebnisse ihrer Unterschuchung veröffentlichten die Forscher um Dr. Julian Prell, Leiter des Neurophysiologischen Labors der Neurochirurgie, im "Journal of Neurosurgery" (JNS 2013; online 6. August).

Nach einer Kraniotomie erlebt fast die Hälfte der Patienten eine Venenthrombose. Unter normalen Bedingungen zeigt mehr als 0,5 mg D-Dimer in einem Liter Plasma (0,5 mg/l) die Anwesenheit von venösen Thromboembolien an.

Nach einer Kraniotomie und anderen Operationen ist die Blutgerinnung aktiviert und der D-Dimer-Plasmaspiegel kann sich erhöhen. Die Forscher vermuteten, dass der D-Dimer-Wert bei Patienten mit einer Thrombose deutlich höher steigt als bei Patienten nach einer Operation ohne Thrombose.

Um ihre Hypothese zu verfolgen, führten die Forscher zwischen April 2010 und Februar 2012 eine Studie an Patienten, die eine geplante Schädel-Operation hatten, durch.

In die Studie schlossen die Forscher 101 Patienten (59 weibliche und 42 männliche) im Alter zwischen 18 und 82 Jahren ein. Alle Patienten wurden mit Kompressionsstrümpfen vom Tag der Operation bis zum fünften postoperativen Tag ausgestattet.

D-Dimer-Wert von 2 mg pro Liter als Schwellenwert

Alle erhielten täglich prophylaktisch Dosen von Heparin. Der Spiegel von D-Dimer wurde nach dem 3., 7. und 10. Tag nach der Operation gemessen.

Bei allen Patienten war der D-Dimer-Wert nach der Operation gegen über dem präoperativen Niveau gestiegen. Etwa 42 Prozent der Patienten hatten nach der Operation eine Venenthrombose.

Die Forscher verglichen die D-Dimer-Werte vor und nach der Operation sowie zwischen den Patienten mit und ohne Thrombose nach der Operation. Vor der Operation hatten alle Patienten ähnliche Werte.

Bei den Patienten mit einer postoperativen Thrombose konnten die Neurochirurgen nachweisen, dass ein D-Dimer-Wert von 2 mg pro Liter als Schwellenwert gelten kann (ohne Operation: 0,5 mg/l).

Bei Patienten, die sogar eine Lungenembolie nach einer Op erlitten, lag der Wert sogar noch deutlich darüber: bei durchschnittlich 7 mg/l.

"Wir konnten erstmals in einer Studie nachweisen, dass es einen postoperativen Schwellenwert von D-Dimer gibt, der auf eine Thrombose hinweist", wird Prell in der Mitteilung zitiert. "Wir waren überrascht, dass sich unsere Ergebnisse so deutlich von der etablierten Lehrmeinung unterscheiden."

Die Forscher gehen davon aus, dass ähnliche Ergebnisse auch bei anderen Operationen gefunden werden können. Wobei sie sich vorstellen können, dass sich der D-Dimer-Wert je nach Operationsart unterscheiden kann.

Nach Überzeugung der halleschen Wissenschaftler sollte die Bestimmung des D-Dimer-Wertes nach einer Operation nicht vernachlässigt werden. "Wir können damit neurochirurgische Operationen sicherer machen und rechzeitig erkennen, wenn für einen Patienten die Gefahr einer Thrombose oder Lungenembolie besteht."

Auch seien die Erkenntnisse nach weiteren Forschungen auch in anderen operativen Fächern anwendbar. (eb)

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