Chirurgie

Thrombosegefahr steigt mit Op-Dauer

Längere Operationszeiten bergen ein höheres Risiko für venöse Thromboembolien. US-amerikanische Chirurgen plädieren dafür, dies bei der Planung und Nachsorge von Operationen stärker zu berücksichtigen.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Je länger eine Operation dauert, um so mehr steigt die VTE-Rate, unabhängig von der Art des Eingriffs.

Je länger eine Operation dauert, um so mehr steigt die VTE-Rate, unabhängig von der Art des Eingriffs.

© derege/Fotolia.com

CHICAGO. Dass bei längeren chirurgischen Eingriffen mit einer höheren Morbidität einschließlich einer höheren Rate an venösen Thromboembolien (VTE) gerechnet werden muss, ist naheliegend und allgemein akzeptiert.

Dank einer Datenbank-Analyse aus den USA ist der Zusammenhang nun auch wissenschaftlich untermauert: Bei mehr als 1,4 Millionen Eingriffen war die Operationsdauer in allen Fächern mit einem schrittweisen Anstieg der VTE-Rate verknüpft (JAMA Surg 2014; online 3. Dezember).

Dabei erwies sich das Zeitintervall zwischen Narkoseeinleitung und Erwachen als unabhängiger Risikofaktor für eine VTE.

Daten aus 315 Kliniken

In der Analyse wurden Daten von 1.432.855 Patienten berücksichtigt, die zwischen 2005 und 2011 an einem von 315 US-Kliniken in Allgemeinanästhesie operiert worden waren.

0,96 Prozent von ihnen hatten in den 30 Tagen nach der Operation eine VTE entwickelt: 0,71 Prozent eine tiefe Venenthrombose (TVT), 0,33 Prozent eine Lungenembolie (LE) und damit 0,08 Prozent eine TVT plus eine LE.

Wurde die Operationsdauer in Quintile unterteilt, hatte das mittlere Fünftel eine VTE-Rate von 0,86 Prozent.

Kürzere Operationszeiten, entsprechend den Quintilen 1 und 2, waren mit einem 12 Prozent bzw. 2 Prozent niedrigeren VTE-Risiko assoziiert, wenn Störfaktoren wie Geschlecht, chirurgische Disziplin, Diabetes, Rauchen, Hypertonie und Gerinnungsstörungen berücksichtigt wurden.

Auf der anderen Seite lag das VTE-Risiko in den Quintilen 4 bzw. 5 um 9 Prozent bzw. 23 Prozent höher als bei einer durchschnittlichen Eingriffslänge. Ähnliche Tendenzen ergaben sich bei separater Betrachtung von TVT und LE.

Kardiothorakale Op: hohe VTE-Rate

Der Anstieg der VTE-Rate mit der Operationszeit zeigte sich in allen Subdisziplinen, von der Allgemein- bis zur plastischen Chirurgie.

Dabei hatten HNO-Eingriffe die niedrigsten (minimal 0,11 Prozent, maximal 0,67 Prozent) und kardiothorakale und neurologische Operationen die höchsten VTE-Raten (1,44 bis 3,49 Prozent und 1,04 bis 2,86 Prozent).

Bei den drei häufigsten Eingriffen war die Operationsdauer ebenfalls ein unabhängiger Risikofaktor für VTE.

Wenn sich die Zeit zwischen Narkoseeinleitung und Erwachen um eine Stunde verlängerte, stieg die Wahrscheinlichkeit bei laparoskopischer Cholezystektomie oder Appendektomie jeweils um 18 Prozent und bei laparoskopischer Magen-Bypass-Operation um 26 Prozent.

"Unsere Beobachtungen sprechen dafür, die Länge einer Operation bei der Abschätzung des postoperativen VTE-Risikos stärker einzubeziehen", schließen die Studienautoren um John Y. S. Kim von der Universität Chicago.

Auch wenn über die Koppelung von Operationen oder die Fortführung langer Eingriffe zu entscheiden sei, sollte die Zunahme des VTE-Risikos bedacht werden.

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