Chronische Sinusitis

Lieber Ballon statt blutiger Op

Eine ambulante Ballondilatation kann häufig die endoskopische Sinus-Op ersetzen. Erste Studien mit dem im Jahr 2005 eingeführten Verfahren deuten auf eine hohe Akzeptanz bei den Patienten und eine geringe Komplikationsrate.

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Schau mir in die Nase, Doktor.

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SAVANNAH. Es ist vielleicht nicht jedermanns Sache, sich ein pistolenartiges Gerät in Nase und Nebenhöhlen schieben zu lassen, aber die Vorteile der Ballondilatation bei chronischer Sinusitis liegen auf der Hand.

Gelingt es damit tatsächlich, die verengten Hohlräume zu erweitern, so ist keine blutige Operation nötig, die Patienten brauchen mitunter nur eine lokale Narkose und lassen sich kostengünstig ambulant behandeln, berichten die HNO-Ärzte Dr. Michael J. Sillers und Dr. Christopher T. Melroy aus Savannah in den USA.

In einem Übersichtsartikel sehen sie Vorteile besonders bei Patienten mit einer Verengung der Sinus maxillaris, frontalis und sphenoidalis (Curr Opin Otolaryngol Head Neck Surg 2013; 21(1): 17).

Patienten mit starken Beeinträchtigungen, die auch den Sinus ethmoidales betreffen, seien dagegen weniger geeignet für die Ballondilatation. Sie könnten höchstens von einer hybriden Vorgehensweise profitieren, bei der der Sinus ethmoidales traditionell operiert wird, während die anderen Sinus einer Dilatation unterzogen werden.

Probleme bereiten mitunter auch anatomische Varianten der Sinus, die einen Zugang mit dem Endoskop erschweren. Vor dem Eingriff sollten daher zunächst geprüft werden, ob eine diagnostische Endoskopie tolerabel ist, falls nicht, ertragen die Patienten vermutlich auch nicht den therapeutischen Eingriff.

Kaum Schmerzen unter Lokalanästhesie

Werden solche Faktoren berücksichtigt, lässt sich die Prozedur recht sicher und wirksam unter Lokalanästhesie vornehmen, berichten die beiden HNO-Ärzte.

Sie nennen etwa eine Studie mit 37 Patienten und 56 Dilatationen. Nur zwei Patienten empfanden starke Schmerzen - vor allem beim Aufpumpen des Ballons, für einen war die Prozedur unerträglich.

Ähnlich waren die Verhältnisse in einer Studie mit 203 Patienten und 552 Dilatationen. Nur für drei Patienten war der Eingriff so unangenehm, dass sie die Schmerzen unter Lokalanästhesie als inakzeptabel bezeichneten.

Nur bei einem Patienten kam es zu Nebenwirkungen, einer periorbitalen Schwellung, die aber nach einer Woche wieder verschwand. Zwischen 90 und 93% der Sinus konnten in dieser Studie erfolgreich erweitert werden. In einer dritten Studie mit 71 Patienten gelang die Sinuserweiterung bei allen Patienten.

Nur bei einem kam es zu Nebenwirkungen, hier zu einem subkutanen Emphysem, das sich aber nach einiger Zeit ebenfalls wieder auflöste. In größeren Studien mit traditioneller Op lag die Komplikationsrate bei etwa 3%, schwere Komplikationen betrafen etwa 1%, berichten Sillers und Melroy.

Auch wenn größere kontrollierte Studien zum Nutzen und zur Sicherheit der Ballondilatation noch fehlen, so scheint die Methode nach ihrer Auffassung - wie erwartet - mit einer geringeren Komplikationsrate verbunden.

Auch die Kostenersparnis nennen die US-Ärzte als Vorteil: Nach Daten einer Analyse kostet der ambulante Eingriff zwischen 3000 und 5000 US-Dollar (rund 2250 bis 3750 Euro) weniger als die funktionelle endoskopische Operation. (mut)

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