Erhöhtes Risiko

Bei Schimmel kommt schnell der Schnupfen

In einem feuchten Raumklima fühlen sich Schnupfenerreger offenbar wohl. Besonders hoch ist das Infektionsrisiko, wenn es in der Wohnung nach Schimmel riecht oder der Pilzbefall sichtbar wird, bestätigt eine Metaanalyse.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Feuchtigkeit oder Schimmel in der Wohnung erhöhten in einer Studie das Rhinitis-Risiko um den Faktor 2,6.

Feuchtigkeit oder Schimmel in der Wohnung erhöhten in einer Studie das Rhinitis-Risiko um den Faktor 2,6.

© RioPatuca Images / fotolia.com

OULU. Feucht, muffig und nach Schimmel riechend - für bis zu 10 Prozent der Bewohner in kalten und bis zu 30 Prozent in warmen Regionen ist dies nichts Ungewöhnliches, sie müssen ihre Wohnung mit Schimmelpilzen teilen, wie finnische Forscher um Dr. Maaritta Jaakkola aus Oulu berichten (J Allergy Clin Immunol 2013, online 7. September).

Wasserschäden, schlechte Isolation und unzureichende Belüftung sind wohl die Hauptgründe.

Das Team um Oulu hat nun in der bestehenden Literatur nach Hinweisen gefahndet, ob feuchte Luft mit und ohne Schimmel tatsächlich ein Risiko für rhinitische Beschwerden darstellt.

Dazu haben sie 31 Studien zu dem Thema ausgewertet - drei Kohortenstudien, zwei Fall-Kontroll-Studien und 26 Querschnittstudien aus den vergangenen 60 Jahren.

In den meisten Studien waren Bewohner befragt worden, wie häufig sie an verschiedenen Formen von Schnupfen erkrankt waren und ob es in den Wohnräumen eine erhöhte Luftfeuchtigkeit oder Schimmelbefall gab. In einigen der Studien haben Inspektoren die Angaben zu Feuchtigkeit und Schimmel überprüft.

Rhinitisrate mehr als verdoppelt

Insgesamt war die Rhinitisrate nach den Daten von elf Studien bei erhöhter Feuchtigkeit oder Schimmel verdoppelt. Dort, wo Inspektoren tatsächlich erhöhte Feuchtigkeit oder Schimmel fanden, war sie sogar um den Faktor 2,6 erhöht.

Erwartungsgemäß schienen feucht-schimmlige Räume vor allem in kalten und gemäßigten Zonen mit einer erhöhten Rhinitisrate einherzugehen, weniger im warmen oder tropischen Klima.

Wurde nur der Zusammenhang mit Feuchtigkeit betrachtet (sechs Studien), so hatten Bewohner von feuchten Räumen eine 1,8-fach erhöhte Rhinitisrate.

Ähnlich deutlicher erhöht war die Rate in drei Studien, die nach sichtbarem Schimmel fragten, und am höchsten war sie in vier Studien beim Geruch von Schimmel (Faktor 2,2).

Auch vermehrt Heuschnupfen

Insgesamt 18 der Studien untersuchten auch die Prävalenz von allergischer Rhinitis in feucht-schimmliger Umgebung.

Hier war der Zusammenhang jedoch nicht ganz so ausgeprägt. Insgesamt ergab sich nur eine etwa um 50 Prozent erhöhte Rate, bei Schimmelgeruch war die Prävalenz um etwa 90 Prozent erhöht.

In einem ähnlichen Bereich bewegte sich auch die Prävalenz einer Rhinokonjunktivitis, nach der in sechs der Studien gefahndet wurde. Sie war in feuchten sowie in schimmligen Räumen um knapp 70 Prozent erhöht.

Interessant wäre nun zu wissen, ob das erhöhte Risiko für sämtliche Schnupfenformen in feucht-schimmliger Umgebung primär auf die starke Feuchtigkeit oder die darin gedeihenden Pilze zurückzuführen ist.

Da das Risiko besonders bei Schimmelgeruch erhöht scheint, schließen die Forscher um Jaakkola einen Einfluss dieser Mikroben auf die Nasenschleimhäute nicht aus. Ist der Schimmel schon zu riechen, dann ist wohl auch die Konzentration mikrobieller Bestandteile in der Luft recht hoch.

Andererseits kann intensiver Schimmelgeruch auch nur ein Marker für ein Ökosystem sein, in dem sich rhinophile Erreger besonders wohl fühlen oder besonders gut persistieren.

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