Tumoren von Kopf und Hals

Wann HPV-Test?

Bestimmte Plattenepithelkarzinome von Kopf und Hals haben eine bessere Prognose, wenn sie mit HPV assoziiert sind.

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LOS ANGELES. Patienten mit HPV-positivem Plattenepithel-Karzinom im Kopf-Hals-Bereich (head and neck squamous cell carcinoma, HNSCC) scheinen bei nichtchirurgischer Therapie bessere Überlebenschancen zu haben als Patienten mit HPV-negativen Tumoren.

Das eröffnet die Möglichkeit - die derzeit in Studien überprüft wird -, eine abgeschwächte und damit weniger nebenwirkungsreiche Chemoradiotherapie anzuwenden. Sollte man also alle HNSCC-Patienten auf HPV testen?

Kopf-Hals-Chirurgen der Universität von Los Angeles haben die Datenlage gesichtet und geben folgende "Best Practice"-Empfehlung: "Bei allen HNSCC-Patienten mit oropharyngealem Primärtumor sollte ein HPV-Test gemacht werden - mit dem Ziel, Kandidaten für eine deeskalierte Therapie zu identifizieren."

Für Patienten mit Primärtumoren an anderen Stellen könne dagegen keine Empfehlung ausgesprochen werden, weil es an Belegen mangele, dass ihnen aus dem Test ein Vorteil erwachse (Laryngoscope 2015, online 16. März).

Hohe Prävalenz spricht für generelles Screening

Die Empfehlung, Patienten mit Karzinomen des Oropyharynx zu screenen, beruht laut Edward C. Kuan und Kollegen auf einer prospektiven randomisierten kontrollierten Studie (Evidenzgrad 1), einer prospektiven Kohortenstudie (Evidenzgrad 2) und retrospektiven Studien (Evidenzgrad 3).

Den Ergebnissen zufolge haben die Patienten, wenn sie HPV-positiv sind, nach Radio- oder Chemoradiotherapie eine signifikant bessere lokoregionäre Krankheitskontrolle und eine signifikant höhere Überlebenserwartung.

"Patienten mit HPV-positiven oropharyngealen HNSCC - ausgenommen solche mit fortgeschrittenen Tumor- und/oder Lymphknotenstadien und einer positiven Raucheranamnese - würden daher wahrscheinlich von deeskalierten Therapieprotokollen profitieren. Damit wären HPV-Tests für all diese Patienten indiziert", so die US-Mediziner.

Für das generelle Screening spreche zudem die hohe Prävalenz von HPV-Infektionen; bei HNSCC des Oropharynx wird sie auf bis zu 65 Prozent geschätzt. HNSCC-Primärtumoren außerhalb des Mundrachenraums sind weit weniger untersucht.

In einer prospektiven Studie ergab sich außerdem nach Chemoradiotherapie bei gemeinsamer Auswertung verschiedener Lokalisationen inklusive des Oropharynx - anders als bei alleiniger Betrachtung von Oropharynxtumoren - kein Überlebensvorteil bei HPV-positivem Befund.

Ebenso war das längere Überleben von Patienten mit HPV-positiven HNSCC des Pharynx nach Chemoradiatio ausschließlich auf Patienten mit primären Oropharynxtumoren zurückzuführen; Patienten mit hypo- oder nasopharyngealen Karzinomen blieb nicht mehr Lebenszeit.

Auch für Patienten mit HNSCC des Kehlkopfes ändert der HPV-Status einer retrospektiven Studie zufolge nichts an der Prognose quoad vitam.

Patienten mit einem HNSCC-Primärtumor außerhalb des Oropharynx "sind damit keine Kandidaten für eine deesekalierte Therapie", konstatieren Kuan und Kollegen. Damit erübrigt sich bei ihnen auch der HPV-Test. (bs)

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