Hörsturz

Kombinierte Behandlung wirkt besser

Besser als eine alleinige systemische Steroidtherapie scheint bei idiopathischem sensorineuralem Hörverlust die Kombi mit intratympanaler Steroidinjektion zu wirken.

Veröffentlicht:
Hörsturz: Stress, Virus, Risse im Rundfenster? Die Ursache ist meist unklar, die kausale Therapie schwierig.

Hörsturz: Stress, Virus, Risse im Rundfenster? Die Ursache ist meist unklar, die kausale Therapie schwierig.

© TArTo / Fotolia.com

DAEGU. Wird die systemische Steroidtherapie nach einem Hörsturz um Steroidinjektionen in die Paukenhöhle ergänzt, erhöht sich nach den Ergebnissen einer südkoreanischen Studie die Chance auf eine Erholung des Gehörs.

Die Inzidenz des idiopathischen sensorineuralen Hörverlustes wird in der einschlägigen Literatur mit jährlich 5-20 / 100.000 Personen angegeben.

Die Ursache ist unklar, die Hypothesenbildung schwankt, in der Diskussion befinden sich virale Entzündungen, Stress, Autoimmunerkrankungen, Risse im Rundfenster und Durchblutungsstörungen im Innenohr - respektive eine Kombination diverser Faktoren.

Mangels bekannter Ursache ist eine kausale Therapie schwierig. Positive Erfahrungen existieren für die Gabe von systemischen Kortikoiden, auch die deutsche Leitlinie zum Hörsturz spricht sich dafür aus.

"Die Glukokortikoid-Therapie sollte drei Tage mit jeweils 250 mg Prednisolon oder einem anderen synthetischen Glukokortikosteroid mit äquivalenter Dosierung durchgeführt werden." Diese Behandlung könne fortgesetzt werden, heißt es weiter.

Intratympanale Steroidinjektionen sind eine Alternative

Eine Gruppe von HNO-Ärzten um Da Jung von der Uniklinik in Daegu, Südkorea, weist indes darauf hin, dass systemische Steroide die Blut-Labyrinth-Barriere nur schlecht überwinden können und daher keine hinreichenden Konzentrationen in der Flüssigkeit des Innenohrs erreicht werden.

Intratympanale Steroidinjektionen sind eine Alternative - die Leitlinie erwähnt sie ebenfalls -, aber auch hier ist unklar, wie viel Wirkstoff tatsächlich an den Zielort gelangt.

Die Ärzte haben sich deshalb für eine Kombination von systemischer (fünf Tage lang täglich 10 mg Dexamethason i.v.) und intratympanaler Steroidgabe (fünf Injektionen je 1,5-3,5 mg Dexamethason in zehn Tagen) entschieden und deren Effekt im Vergleich zur alleinigen systemischen Verabreichung an 105 Hörsturz-Patienten getestet (Laryngoscope 2016; online 12. März).

52 bekamen die Kombi, 53 Kontrollpatienten erhielten nur systemische Steroide.

Nach 90 Tagen lag die durchschnittliche Hörschwelle bei drei Frequenzen (0,5, 1 und 2 kHz) in der Kontrollgruppe signifikant höher als in der Gruppe der kombiniert Therapierten (54,8 vs. 43,0 dB; p = 0,013). 57,7 Prozent der Patienten in der Kontrollgruppe wurden als Responder eingestuft - ihr Gehör hatte sich vollständig oder teilweise erholt.

In der Kombinationsgruppe lag dieser Anteil bei 69,8 Prozent. Auch in puncto Spracherkennung schnitt die Kombinationstherapie nach 90 Tagen besser ab als die rein systemische Kortikoidgabe.

Bei Patienten mit schwerem Hörverlust mit mittleren Hörschwellen über 70 dB im initialen Status fielen die Vergleiche zwischen den Therapieformen weniger deutlich aus. Ein signifikanter Unterschied zugunsten der Kombination aus systemischer und intratympanaler Steroidgabe zeigte sich hier nur bei einer Frequenz von 500 Hz (43,9 vs. 63,7 dB). (rb)

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Unlauterer Wettbewerb

Demenz-Vorsorge mit Hörgerät? Wettbewerbszentrale mahnt ab

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System