Chronische Rhinosinusitis

Steroidsprays selten genutzt

Nur ein Fünftel der Patienten mit chronischer Rhinosinusitis erhält Steroidsprays, und das auch nur über zwei bis drei Monate im Jahr. Darauf deutet eine kanadische Registeranalyse.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Eine Studie ergab: Gerade einmal 20 % der Patienten mit einer höchsten 3 Jahre zurückliegenden CRS-Diagnose hatten innerhalb eines Jahres ein Rezept für ein Kortikoidspray eingelöst.

Eine Studie ergab: Gerade einmal 20 % der Patienten mit einer höchsten 3 Jahre zurückliegenden CRS-Diagnose hatten innerhalb eines Jahres ein Rezept für ein Kortikoidspray eingelöst.

© sharryfoto / fotolia.com

CALGARY. Patienten mit chronischer Rhinosinusitis (CRS) wird in der Regel eine tägliche Behandlung mit Kortikoidsprays empfohlen. In der Praxis hat sich diese Empfehlung jedoch nicht überall durchgesetzt. In Kanada nutzen gerade einmal zwanzig Prozent der Patienten die antientzündlich wirkenden Medikamente. Darauf deutet eine Analyse der Datenbank "Data Integration, Measurement, and Reporting (DIMR)".

Ein Team um Dr. Luke Rudmik von der Universität in Calgary berücksichtigte sämtliche Patienten der Provinz Alberta, bei denen zwischen März 2011 und März 2014 eine chronische Rhinosinusitis festgestellt worden war. Anschließend schauten sie im Folgejahr (März 2014 bis 2015), ob und wie oft sie nasale Kortikoidsprays bekamen.

Wie sich zeigte, hatten gerade einmal 20 Prozent der Patienten mit einer höchsten drei Jahre zurückliegenden CRS-Diagnose innerhalb eines Jahres ein Rezept für ein Kortikoidspray eingelöst (JAMA Otolaryngol Head Neck Surg. 2016; 142(11):1056-1062). Solche Patienten nahmen die Medikamente im Schnitt zwischen zwei und drei Monate. Über alle CRS-Patienten gemittelt wurden gerade einmal knapp zehn Prozent zwei oder mehr Monate mit Kortikoidsprays behandelt und nur sechs Prozent drei oder mehr Monate.

Insgesamt gab es große regionale Unterschiede bei der Verschreibung in den einzelnen Regionen der Provinz, berichten die HNO-Ärzte um Rudmik. Wie diese Unterschiede zustande kommen und was die Gründe für die geringe Zahl der Kortikoid-Verordnungen sind, lässt sich aus den DIMR-Daten nicht ableiten.

Die Forscher verweisen auf ähnliche Untersuchungen in den USA, etwa den "National Ambulatory Medical Care Survey (NAMCS)" in den Jahren 2005 und 2006. Danach hatten nur rund zehn Prozent der CRS-Patienten bei niedergelassenen Ärzten ein Rezept für ein intranasales Kortikoid erhalten. Zwischen 2004 und 2010 hatten zudem nur 43 Prozent der Patienten mit Polypen solche Arzneien bekommen.

Insgesamt, so das Forscherteam um Rudmik, habe sich seither bei der Versorgung von CRS-Patienten nicht viel getan. Sie geben jedoch zu bedenken, dass viele der Patienten ihrer Analyse wohl eher leicht bis moderat betroffen waren und daher vielleicht keine längerfristige Behandlung benötigten.

Schwer erkrankte Patienten, die sich wegen ihrer chronischen Rhinosinusitis einem chirurgischen Eingriff unterzogen hatten, waren von der Teilnahme an der Studie ausgeschlossen worden.

Lesen Sie dazu auch das Kurzinterview mit Professor Gerd Grevers: "Krankheitsbild wird oft nicht erkannt"

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