Folge 2

Östrogenfreie Pillen und Langzyklus haben Vorzüge

Frauen, die östrogenhaltige orale Kontrazeptiva nicht vertragen, müssen nicht auf die Pille verzichten. Für sie gibt es östrogenfreie Präparate. Ein neuer Ansatz zur Verbesserung der Verträglichkeit ist die kontinuierliche Einnahme von Kombipräparaten über mehrere Zyklen.

Ingrid KreutzVon Ingrid Kreutz Veröffentlicht:
Die Wahl der Pille sollte sich auch nach dem Thromboserisiko richten.

Die Wahl der Pille sollte sich auch nach dem Thromboserisiko richten.

© bilderbox / fotolia.com

Am Anfang der oralen Kontrazeption standen die Kombinationspräparate mit Östrogen und Gestagen. Mittlerweile gibt es auch östrogenfreie Pillen zur hormonalen Kontrazeption. Das ist ein Vorteil vor allem für diejenigen Frauen, die östrogenhaltige Präparate nicht vertragen oder wegen Kontraindikationen nicht einnehmen dürfen. Sie sind aber auch eine Option für Frauen, die östrogenhaltige Präparate nicht anwenden möchten.

Die herkömmlichen östrogenfreien Kontrazeptiva - kurz Minipille genannt - enthalten als Wirkstoff lediglich ein Gestagen. Sie haben nur eine geringe östrogene Partialwirkung und bessern daher östrogenbedingte Zyklusbeschwerden wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Brustspannen und Ödeme. Außerdem sind sie nach der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) auch für Frauen mit kardiovaskulären Risikofaktoren wie Rauchen geeignet. Und es ist davon auszugehen, dass reine Gestagen-Präparate wie die Minipille auch nicht das Risiko für venöse thromboembolische Ereignisse erhöhen (Der Gynäkologe 2009; 12: 949).

Die herkömmlichen Minipillen haben jedoch einen wesentlichen Nachteil: Bei Einnahmefehlern, die eine Toleranz von drei Stunden überschreiten, ist die kontrazeptive Sicherheit gefährdet. Der sogenannte Pearl-Index (Anzahl der Schwangerschaften pro 100 Frauen pro Jahr) schwankt bei der Minipille zwischen 0,5 und 3. Zum Vergleich: Mit Östrogen-Gestagen-Präparaten beträgt der Pearl-Index nur 0,1 bis 0,9.

Mehr Sicherheit beim Empfängnisschutz als herkömmliche Minipillen bietet das Produkt Cerazette®, das ebenfalls nur ein Gestagen enthält. Der Pearl-Index mit dieser Desogestrel-haltigen Pille beträgt 0,14. Der Grund für die hohe kontrazeptive Sicherheit liegt in der im Vergleich zu herkömmlichen Minipillen höheren Dosierung des Gestagens, wodurch die Ovulation zuverlässig gehemmt wird. Ermöglicht wird diese spezielle Dosierung durch die geringe androgene Aktivität von Desogestrel. Die kontrazeptive Sicherheit wird damit auch bei einer um zwölf Stunden verspäteten Einnahme nicht beeinträchtigt.

Eine Möglichkeit, die Verträglichkeit oraler Kombinationspräparate zu erhöhen, bieten verkürzte Einnahmepausen sowie die über mehrere Monate kontinuierliche Einnahme ohne Pause. Üblicherweise werden orale Kontrazeptiva über 21 Tage, jeweils beginnend am 1. Zyklustag, eingenommen mit einer anschließenden Pause von sieben Tagen. Für Frauen, die in der einnahmefreien Zeit aufgrund des Hormonentzugs Kopfschmerzen haben oder an Dysmenorrhoe, Hypermenorrhoe oder prämenstruellem Syndrom leiden, bietet sich die durchgehende Einnahme eines Kombinationspräparates an, und zwar über drei, sechs oder zwölf Monate (Langzyklus). So empfehlen es mittlerweile viele Experten. Bisher ist in Deutschland aber keine Pille explizit für die kontinuierliche Einnahme zugelassen.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen