Hitzewallungen in Wechseljahren

Ist Akupunktur wirksamer als Placebo?

Akupunktur steht gegen Beschwerden während der Wechseljahre hoch im Kurs. In einer australischen Studie berichteten Frauen nach Akupunktur tatsächlich über weniger Hitzewallungen, aber auch solche nach Scheinakupunktur.

Von Dr. Dagmar Kraus Veröffentlicht:

VICTORIA. Hitzewallungen und Schweißausbrüche - damit quälen sich zwei Drittel aller Frauen im Wechsel durchschnittlich fünf Jahre lang. Der Leidensdruck ist hoch, die Therapieoptionen bescheiden. Effektive Medikamente gibt es durchaus, sie bergen aber gewisse Risiken.

Große Hoffnungen setzen viele Frauen daher in alternative Heilmethoden, und sie sind bereit, viel Geld dafür auszugeben. So zahlen Patienten allein in den USA jährlich 34 Millionen Dollar für komplementärmedizinische Behandlungen. Dabei ist die Wirksamkeit der Methoden keineswegs bewiesen. Bei Hitzewallungen etwa schneidet die Akupunktur zwar besser ab als keine Behandlung. Belastbare Vergleiche mit einer Sham-Akupunktur gab es aber bislang nicht. Das holten jetzt australische Allgemeinmediziner nach.

Randomisierte Multicenterstudie

Sie verglichen an 327 Frauen multizentrisch, randomisiert und verblindet (mit Ausnahme der Therapeuten) die Effektivität einer chinesischen Akupunktur mit einer Scheinakupunktur bei der Behandlung von Hitzewallungen (Ann Intern Med 2016; 164(3): 146-154).

An der Studie teilnehmen konnten Frauen über 40 Jahre, die sich entweder in einem späten Menopausestadium befanden (FSH-Spiegel = 25 IU und Amenorrhoe über mindestens 60 Tage) oder bereits postmenopausal waren (letzte Periode vor mindestens 12 Monaten) und mindestens siebenmal pro Tag unter Hitzewallungen litten. Außerdem mussten sie gemäß des Diagnosesystems der Chinesischen Medizin ein Defizit der Nieren-Yin-Energie aufweisen. Frauen nach Salpingo-Oophorektomie sowie an Brustkrebs erkrankte Frauen waren von der Studie ausgeschlossen.

Über einen Zeitraum von acht Wochen wurden 163 Probandinnen zehnmal an sechs Punkten, die gemäß der chinesischen Medizinlehre die Nierenenergie stimulieren sollen, genadelt. Die anderen 164 Frauen wurden mit sogenannten Placebonadeln (Park sham device) an anderen Körperstellen behandelt. In der Auswertung berücksichtigt werden konnten schließlich 137 Frauen aus der Verum- und 143 Frauen aus der Vergleichsgruppe.

Nach Abschluss der Behandlung berichteten beide Gruppen über weniger Hitzewallungen (HF). Der HF-Score war im Vergleich zum Ausgangswert jeweils um etwa 40 Prozent gesunken und betrug 15,36 in der Verum- sowie 15,04 in der Vergleichsgruppe (mittlere Differenz 0,33, 95%-KI -1,85 bis 2,75; p = 0,70), selbst sechs Monate später.

Auch wenn die Hitzewallungen mit der Akupunktur deutlich nachließen, besser als die Scheinakupunktur schnitt sie nicht ab. Das Nachlassen der Hitzewallungen könnte auch der höheren Aufmerksamkeit geschuldet sein, die die Frauen im Rahmen der Akupunkturbehandlung genossen haben, erklären die Autoren die Symptombesserung und verweisen auf Studien, die einen Placeboeffekt bei der Therapie vasomotorischer Symptome von bis zu 50 Prozent ergaben.

Nach Ansicht der Studienautoren ist daher die Akupunktur keine empfehlenswerte Methode zur Behandlung klimakterisch bedingter Hitzewallungen, denn mit den Nadeln scheint die Symptomkontrolle nicht im Zusammenhang zu stehen. Ob das auch für Frauen gilt, deren vasomotorische Symptome sich aufgrund einer Brustkrebsbehandlung verschlechtern, möchten die Autoren erst in künftigen Studien überprüft wissen.

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