Menopause

Hormonersatztherapie – Was die WHI-Studie angerichtet hat

Die Hormonersatztherapie wird von den Autoren der WHI-Studie nicht mehr so negativ eingeschätzt wie vor 15 Jahren. Oft mangelt es aber an differenzierter Beratung der Frauen.

Von Friederike Klein Veröffentlicht:
Die Hormonersatztherapie wird von den Autoren der WHI-Studie nicht mehr so negativ eingeschätzt wie vor 15 Jahren.

Die Hormonersatztherapie wird von den Autoren der WHI-Studie nicht mehr so negativ eingeschätzt wie vor 15 Jahren.

© brankatekic / Fotolia

DÜSSELDORF. Die Folgen der Erstpublikation der Women's Health Initiative(WHI)-Studie (JAMA. 2002; 288(3): 321–333) wirken nach, auch wenn Autoren des WHI-Boards selbst längst die Auswertungen relativiert haben. Sie geben zu, dass zu Unrecht Daten der Studie mit sehr viel älteren Frauen meist ohne vasomotorische Symptome auf eine Altersgruppe mit durchschnittlichem Menopausealter (51 Jahre) und Hitzewallungen übertragen wurden (N Engl J Med 2016; 374(9): 803-6).

"Frauen in den Wechseljahren sind medizinisch unterversorgt", stellte Professor Petra Stute, Uniklinik Bern, beim FOKO 2017 fest. Die WHI-Studie hat nicht nur zu einem weltweit dramatischen Einbruch der Verordnungszahlen der Hormonersatztherapie (HRT) geführt, sondern sie befürchtet auch, dass eine ganze Generation junger Fachärzte unzureichend hinsichtlich dieser Therapie ausgebildet wurde. Die Ängste vor den HRT-Risiken, allen voran vor Brustkrebs, sind schwer gegen Vorteile abzuwägen und eine entsprechend differenzierte Aufklärung ist bei der Zeitknappheit in den Praxen oft nicht möglich.

Stute stellte klar: "Der Benefit einer HRT überwiegt bei symptomatischen Frauen unter 60 Jahren." Das zeigte die Auswertung der absoluten Risiken der HRT für Frauen im Alter von 50 bis 59 Jahren. Danach ist bei fünf Jahre langer Kombinationsbehandlung mit konjugierten equinen Östrogenen (CEE) und Medroxyprogesteron (MPA) mit 2,5 zusätzlichen Fällen einer koronaren Herzkrankheit pro 1000 Frauen zu rechnen, 2,5 Frauen erleiden zusätzlich einen Schlaganfall, 5 Frauen eine tiefe Beinvenenthrombose oder Lungenembolie und 3 erkranken zusätzlich an Brustkrebs. Demgegenüber reduziert sich die Zahl der kolorektalen Karzinome und der Karzinome jeweils um 0,5 pro 1000 Frauen, Frakturen erleiden sogar 12 Frauen pro 1000 weniger, Diabetes 5,5. Und insgesamt sinkt die Gesamtmortalität um 5 pro 1000 Frauen, die eine kombinierte HRT über 5 Jahre eingenommen haben.

Bei hysterektomierten Frauen sieht die Bilanz der reinen Östrogenersatztherapie sogar noch positiver aus. Das Risiko steigt nur für tiefe Beinvenenthrombosen bzw. Lungenembolien um 2,5 Fälle pro 1000 Frauen, die 5 Jahre eine CEE-Monotherapie einnehmen. Alle andere Risiken sinken, selbst das Mammakarzinom-Risiko (-2,5 Fälle pro 1000). Auch bei CEE-Monotherapie ist die Gesamtmortalität bei 5-jähriger Einnahme verringert (-5,5 weniger Sterbefälle pro 1000 Frauen). Es wurde errechnet, dass durch das Vorenthalten der HRT in zehn Jahren bis zu 92.000 US-Amerikanerinnen vorzeitig gestorben sind (Am J Public Health. 2013;103(9):1583–8).

Im Zweifelsfall rät Stute wegen des bestehenden Risikos von venösen Thromboembolien transdermale Östrogene zu verwenden. Da das Mammakarzinomrisiko bei kombinierter HRT ab 5,5 Jahren ansteigt, sollte zudem regelmäßig eine Überprüfung der Indikation mit der Patientin gemeinsam erfolgen. Derzeit wird eine HRT entsprechend für fünf oder sechs Jahren empfohlen, aber auch die Anwendung über zehn Jahre wird wegen weiterer möglicher günstiger Effekte (z.B. auf die Kognition) bereits wieder diskutiert.

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