Nicht nur Kontrastmittel, auch Salben enthalten oft viel Jod

WIESBADEN (hbr). Verschiedene Substanzen - etwa Medikamente und Kontrastmittel - können die Schilddrüse beeinflussen, etwa durch eine hohe Jodzufuhr. Patienten mit Schilddrüsenautonomien sind dann durch eine Hyperthyreose gefährdet. Bekannteste Quelle sind sicher jodhaltige Röntgenkontrastmittel. Aber wer denkt schon an Zahnpasta, Farbstoffe in Medikamentenkapseln oder Salben?

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Die Jodfreisetzung aus Röntgenkontrastmittel führt zu einer Jodbelastung bis zu 14 Tage nach der Applikation. Damit besteht zum Beispiel bei Autonomie oder latenter Immunthyreopathie das Risiko einer jodinduzierten Hyperthyreose oder sogar einer thyreotoxischen Krise.

"In dieser Zeit können wir nur thyreostatisch behandeln." Im Notfall bleibe die Thyreoid-Ektomie, mit der dann nicht lange gewartet werden solle. Das berichtete Professor Bernhard Leisner vom Krankenhaus St. Georg in Hamburg auf dem von Merck KGaA geförderten Wiesbadener Schilddrüsen-Symposium. Etwa 100 solcher Krisen gibt es in Deutschland jährlich, 38 sind jodinduziert.

Deshalb ist eine Prophylaxe wichtig, so Leisner: "Man gibt Perchlorat, bei hohem Risiko zusätzlich Thiamazol oder Carbimazol. Man beginnt zwei bis vier Stunden vor der Kontrastmittel-Applikation und sollte es noch 14 Tage fortführen." Thiamazol wird vom Unternehmen Merck KGaA als Thyrozol® angeboten.

Jod gibt es aber auch in Zubereitungen, an die oft als Jodquelle nicht gedacht wird: etwa in Zahnpasten. Auch Farbstoffe wie das Erythrosin in Medikamentenkapseln enthalten Jod. Antiseptika oder Salben können Polyvidon-Jod enthalten. "Das wird in Milligramm-Mengen abgespalten!" Auch aus der Lugol'schen Lösung, die bei gynäkologischen Untersuchungen verwendet wird, kommt es "rasch zur Resorption von Milligramm-Mengen Jodid", so Leisner.

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