Bei Patienten mit Morbus Basedow ist auch Streßbewältigung angesagt

MÜNCHEN (wst). Ein Zusammenhang zwischen psychischen Belastungen und dem Auftreten von Rezidiven eines Morbus Basedow gilt inzwischen als weitgehend gesichert. Das sollte Konsequenzen für die Therapie haben.

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Darauf hat der Endokrinologe Professor Rudolf Hörmann vom Klinikum Lüdenscheid auf dem 3. Münchener Schilddrüsensymposium aufmerksam gemacht.

Die Beobachtung, wonach sich in der Anamnese bei Patienten mit frisch diagnostiziertem Morbus Basedow in der jüngeren Vergangenheit häufig einschneidende psychische Belastungssituationen finden, hat schon lange Vermutungen geschürt, daß bei genetischer Disposition Streß ein signifikanter Auslöse- und Promotionsfaktor für die Autoimmunkrankheit Morbus Basedow ist. Inzwischen stützen auch Untersuchungen diese These.

Es liegen etwa epidemiologische Daten vor, wonach es in Krisengebieten wie dem ehemaligen Jugoslawien in einem engen zeitlichen Zusammenhang mit Beginn des Krieges zu einem sprunghaften Anstieg der Morbus Basedow-Inzidenz kam. Das hat Hörmann bei einem vom Unternehmen Merck Pharmaunterstützten Symposium berichtet.

So wurden im östlichen Teil Serbiens in der Region Timok mit einer Bevölkerungszahl von etwa 315 000 Einwohnern zwischen 1971 und 1980 etwa 16 neue Basedow-Erkrankungen jährlich registriert. Zwischen 1981 und 1990 waren es 33 Neu-Erkrankungen; 1995 bereits 100; und 1996 wurden 148 Neu-Erkrankungen registriert (Thyroid. 8, 1998, 37).

Auch gebe es prospektive Untersuchungen, wonach Basedow-Patienten mit aufgewühlter Psyche zu ungünstigeren Verläufen der endokrinen Autoimmunerkrankung neigen als Patienten, die emotional im Lot sind. Diese Erkenntnisse sollten in der Therapie und Rezidivprophylaxe bei Basedow-Kranken berücksichtigt werden, sagte Hörmann.

Psychotherapeutische Unterstützung und das Erlernen von Streßbewältigungsstrategien sollte zusätzlich zu Thyreostase, Radiojod-Therapie oder Operation als Therapie angeboten werden. Dies erscheine um so wichtiger, als die Basedow-Krankheit selbst ein erheblicher Stressor sein kann, und somit in einen psychosomatischen Circulus vitiosus münden könne.

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